Oscars 2014: Wetten, dass sind die Gewinner?


Wer glaubt, das große Geschäft mit den Oscars wird nur in der Filmindustrie gemacht, sollte einmal die einschlägigen Wettseiten des Internets aufsuchen. Hier kann man im besten Fall sein vermeintliches Filmverständnis in bare Münze umwandeln.

Während am Sonntagabend in Los Angeles die Hollywood-Prominenz über den Roten Teppich zuckelt und sich auf die Preisverleihung vorbereitet, rüstet sich auch die Fangemeinde: Second-Screen-Twitterstürme und Facebook-Kommentarschlachten sind da schon obligatorisch, in denen über die beste Garderobe (Prognose: Amy Adams), die witzigsten Interviews (Prognose: Jennifer Lawrence), die hölzernste Moderation (Prognose: Zac Efron) und den wegschaltenswertesten Musikauftritt (Fakt: U2) geplaudert wird.

Doch abgesehen von Blitzlichtjunkies, Glitzerfans und Filmfreunden werden die 86. Academy Awards erneut gebannt von einer ungewöhnlichen Fraktion beobachtet: Spielern. Denn waren es vor einigen Jahren noch lediglich ein paar ausgewählte britische Anbieter, die Wetten auf den Ausgang der Preisverleihung annahmen, hat sich das Oscar-Wetten mittlerweile für jedes ernstzunehmende Internetwettbüro als unumgänglicher Teil des Angebots erwiesen.

Wer also beim Tipp-Spiel mit den Freunden oder Kollegen lieber auf die Expertise zahlloser Risikoberechnungen, Spezialisteneinschätzungen und Wahrscheinlichkeitsberechnungen zurückgreift als sich auf sein eigenes Wissen zu verlassen, hier die wichtigsten Kategorien samt ihren Quoten.

Bester Hauptdarsteller

Erste Einschätzung:

Matthew McConaughey reitet gerade auf einer Erfolgswelle, die Ausstrahlung des HBO-Krimihits „True Detective“ während der sogenannten Oscar-Campaign könnte der ausschlaggebenden Faktor sein. Für Chiwetel Ejiofor spricht die Tatsache, dass er „12 Years A Slave“ eine schlicht fantastische Darbietung abliefert, die im Rahmen von Regisseurs Steve McQueens einzigartiger Inszenierung eine besondere Wucht entfaltet. Und dann ist da noch Bruce Dern, Hollywood-Urgestein, das mit altersweiser und nuancierter Leistung im Schwarz-Weiß-Drama „Nebraska“ brilliert.

Das sagt der Buchmacher:

And The Oscar Goes To…. Matthew McConaughey

Mit Quoten zwischen 1/7 und 3/10 lässt sich nicht viel Gewinn generieren, sollte man sein Geld auf die McConnaissance setzen.

Der Außenseiter:

Christian Bale. Der kämpft in „American Hustle“ zwar höchst überzeugend mit seinem Haarteil, die Quote für den Oscar-Gewinn liegt jedoch bei weit weniger überzeugenden 1 zu 100.

Beste Hauptdarstellerin

Erste Einschätzung:

Keine einfache Entscheidung, denn während Cate Blanchett beweist, dass Woody Allens Genie durchaus vom Talent anderer Menschen abhängig ist – sie alleine erhebt „Blue Jasmine“ vom 08/15-Allen zum Must-See-Allen – gesellen sich Amy Adams und Sandra Bullock in den engeren Kreis der Favoriten. Erstere für die wunderbare Rolle der Schwindlerin Sydney Prosser in „American Hustle“, letztere für ihre One-Woman-Space-Show in „Gravity“.

Das sagt der Buchmacher:

And The Oscar Goes To…. Cate Blanchett

Sagen wir es so: Die meisten Wettseiten nehmen keine Wetten für Cate Blanchett mehr an – so sicher scheint ihr Sieg. Die wenigen Seiten, die Blanchett-Wetten annehmen zahlen dementsprechend schlecht: Zwischen 1/50 und 1/20 bewegen sich die Quoten.

Der Außenseiter:

Seltsam, das einmal schreiben zu müssen: Meryl Streep. Mit Quoten von bis zu 1 zu 145 könnte man hier den dicken Reibach machen. Wäre nur „August: Osage Country“ nicht so vergessenswert unwichtig.

Bester Film

Erste Einschätzung:

Zwei Favoriten sind schnell ausgemacht: Steve McQueens wuchtiges Sklavereidrama „12 Years A Slave“ und Alfonso Cuarons perfektionistischer Geniestreich „Gravity“. Ersteres wichtiges Kino mit tollen Darstellern und tief in der amerikanischen Erfahrung verschraubter Geschichte, letzterer das beste Beispiel für die Verschmelzung von Story, Technik und Spezialeffekt zum alle Sinne betörenden Kinoerlebnis.

Das sagt der Buchmacher:

And The Oscar Goes To…. 12 Years A Slave

„12 Years A Slave“ gibt mit 2/9er-Quote gerade einmal zwischen 10 und 27 Cent Gewinn pro eingesetztem Dollar – klarer Favoritenkurs somit. „Gravity“ folgt dann mit 1 zu 3er Quote schon mit klarem Abstand.

Der Außenseiter:

Zwar beileibe kein schlechter Film, aber im direkten Wettbewerb wird sich „Philomena“ wohl kaum durchsetzen: 427 Euro Gewinn kann man mit nur einem Euro Einsatz machen, wenn man sein Geld auf Dame Judi Dench und Steve Coogan setzt.

Beste Regie

Erste Einschätzung:

So viel in den letzten Wochen auch über David O. Russells innige wie ungewöhnliche Arbeitsbeziehung zu seinen Darstellern geschrieben wurde, die wahren Favoriten heißen Alfonso Cuaron und Steve McQueen. Wobei Cuaron in Hinblick auf den technischen Perfektionismus wohl die Nase vorne haben könnte.

Das sagt der Buchmacher:

And The Oscar Goes To…. Alfonso Cuaron

Wer seine Münzen auf „Gravity“ setzt,  kann trotz Gewinn keine großen Sprünge machen: wenn man überhaupt einen Buchmacher findet, der Wetten auf Cuarons All-Überlebenskampf annimmt – Spoiler: die wenigsten tun dies – kann man sich über magere 3 bis 6 Cent Gewinn pro Dollar freuen.

Der Außenseiter:

Alexander Paynes „Nebraska“ ist zwar eine wunderbar schwarzhumorige wie bewegende Reise in den zerfallenden amerikanischen Traum, Chancen auf eine Trophäe gibt es dennoch kaum: Mit 100 bis 417 Dollar Gewinn pro eingesetztem Dollar belohnen die Buchmacher das Vertrauen in Bruce Derns leisen Trip ins sterbende Kleinstadtamerika.