Nun doch: Chöre singen „Sonderzug nach Pankow“ von Lindenberg ohne Zensur


Der Udo-Lindenberg-Hit durfte sein I-Wort behalten.

Am vergangenen Wochenende des 16. Novembers fand das Chorfestival „Vielstimmig 2024“ im Berliner Humboldt Forum statt. Auf dem Programm stand auch Udo Lindenbergs Song „Sonderzug nach Pankow“. Nach einigen Diskussionen sollte das Stück mit einer Wortänderung aufgeführt werden. Wie sich nun jedoch hören ließ, blieben die Chöre beim Original-Text.

Keine Zensur für Lindenberg-Klassiker

„Wir zensieren weder Udo Lindenberg, noch schreiben wir Chören vor, was sie zu singen haben“, meinte Hartmut Dorgerloh, der Generalintendant des Humboldt-Forums laut der „Berliner Morgenpost“ bei der Veranstaltung vom 16. November. Damit bezog sich Dorgerloh wohl auf die Diskussionen der vergangenen Wochen.

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Wie auch das Chormitglied Eberhard Licht gegenüber der „RBB Abendschau“ erklärte: „Ich geh mal davon aus, die alten Ossis haben zum Ausdruck gebracht, dass das für uns so eine Art Kult-Song war und wir waren einfach nicht einverstanden, dass wir das nicht singen dürfen.“ Auch Verena Suchowski, ebenso Chor-Sängerin, erklärte der gleichen Quelle: „Wir haben versucht, uns alle auf die Musik zu konzentrieren, weil das war unser Job sozusagen, und das haben wir gemacht.“

Darum geht’s

Die Diskussion entstand, weil einer der acht Chöre, die am Wochenende auftreten sollten, das Problem hinter dem Wort „Oberindianer“ beleuchtete. Niemand der Zuhörer:innen sollte sich diskriminiert fühlen. Man habe sich darüber besprochen – und die Stiftung wollte das Wort daraufhin abkürzen. Laut „Tagesspiegel“ sei geplant gewesen, stattdessen „Ober-I“ mit einem langgezogenen „i“ zu singen.

So erklärte das Humboldt-Forum gegenüber „Bild“: „Auch wenn das Wort in dem Lied in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog – sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt.“

„RBB“ ging einen Schritt weiter und besorgte ein Statement aus den USA. Vertreter der „First Nation“ schienen mit dem Begriff „Oberindianer“ kein Problem zu haben. So meinte der Verein „Native American Association of Germany“ wohl: „Indianer ist die deutsche Übersetzung für das Wort Indian, das ursprünglich eine Fremdbezeichnung war. In den USA gibt es jedoch sehr viele Stammesnationen, Communitys und Organisationen bei denen das Wort Indian ein Teil des Namens ist.“

„Sonderzug nach Pankow“ hat nun sein Stadtschloss-Debüt hinter sich

„Sonderzug nach Pankow“ wurde im gleichen Jahr veröffentlicht, in dem Lindenberg auch sein einziges DDR-Konzert im Palast der Republik gab: 1983. Ausgerechnet an dem Ort, wo heute das Humboldt Forum im restaurierten Berliner Stadtschloss beherbergt ist. Früher durfte der Rockmusiker das Lied nicht einmal vortragen, auch nicht mit Zensur. Nun, mehr als 40 Jahre später, haben es die Zeilen des Liedes wenigstens einmal geschafft, im ehemaligen SED-Bau vorgetragen zu werden.