„Nützliche Idioten“: Coldplay in der Kritik wegen Klima-Tour-Deal


Chris Martin und Co. haben den finnischen Ölkonzern Neste engagiert, um die eigenen Treibhausgasemissionen auf Konzert-Reise zu halbieren. Dabei haben sie möglicherweise zu kurz geschaut.

Die „Music Of The Spheres“-Welttournee von Coldplay steht ganz im Zeichen einer klimafreundlichen Tour-Planung. Das hatte die Band schon vor einiger Zeit bekanntgegeben. Nun stehen die Rahmenbedingungen – und dazu kam letzte Woche auch eine Vereinbarung mit dem finnischen Energiekonzern Neste.

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Neste behauptet von sich selbst, der weltweit größte Produzent von nachhaltigen Biokraftstoffen zu sein, was ihn möglicherweise für das Tour-Management von Coldplay interessant machte. Doch die Kritik ließ nicht lange auf sich warten.

So hätten die Palmöl-Lieferanten des Unternehmens laut einer Studie von Friends of the Earth zwischen 2019 und 2020 mindestens 10.000 Hektar Wald in Ländern wie Indonesien und Malaysia gerodet.

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Carlos Calvo Ambel, ein leitender Direktor von Transport and Environment (einer Dachorganisation von europäischen NGOs, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen), sagte in einem Statement: „Neste benutzt Coldplay auf zynische Weise, um seinen Ruf zu verbessern. Es handelt sich um ein Unternehmen, das mit der Art von Abholzung in Verbindung gebracht wird, die Chris Martin und seine Fans entsetzen würde. Es ist noch nicht zu spät, sie sollten ihre Partnerschaft mit Neste jetzt aufgeben und sich stattdessen auf wirklich saubere Lösungen konzentrieren.“

Ferner bezeichnete Ambel die Band als „nützliche Idioten für Greenwashing“.

In einer Erklärung von Coldplay heißt es dazu: „Als wir diese Tournee ankündigten, sagten wir, dass wir unser Bestes tun würden, um sie so nachhaltig und klimaschonend wie möglich zu gestalten, aber dass es sich um einen langen Prozess handeln würde. Das ist nach wie vor so. Wir können nicht behaupten, dass wir schon alles richtig gemacht haben.“

Die Band weiter: „Bevor wir Neste als Lieferanten für diese Biokraftstoffprodukte ernannten, erhielten wir ihre Garantie, dass sie bei ihrer Produktion keine neuen Materialien verwenden – vor allem kein Palmöl. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sie nur erneuerbare Abfallprodukte wie Speiseöl und Nebenprodukte aus der Zellstoffherstellung verwenden.“

Neste reagiert mit einem Bekenntnis

Hanna Leijala, eine Sprecherin von Neste, versuchte den Schaden zu begrenzen. „Für unsere Zusammenarbeit mit Coldplay wurde kein konventionelles Palmöl als Rohstoff verwendet“, sagte sie in einer Mitteilung und fügte hinzu: „Neste plant, den Anteil an konventionellem Palmöl bis Ende 2023 auf 0 % seines weltweiten Einsatzes an erneuerbaren Rohstoffen zu reduzieren.“

Neste lehnte es jedoch ab, den konkreten prozentualen Anteil von Palmfettsäuredestillaten (PFAD) an der Treibstoffmischung zu nennen, und berief sich dabei auf „vertragliche und wettbewerbsrechtliche Gründe“.

T&E gibt zu erkennen, dass die meisten EU-Lieferungen von gebrauchtem Speiseöl Importe aus Ländern wie Indonesien, Malaysia und China sind, wobei auch die Zusammenstellung des Produkts aufgrund höherer europäischer Marktpreise gefälscht sein könne. Die Verwendung von tierischen Fetten werfe indes auch Fragen zu den Methanemissionen aus der Landwirtschaft auf, da die meisten Fette aus der industriellen Landwirtschaft stammen.

Coldplay und BMW

Coldplay wurden zuletzt auch wegen einer Kooperation mit BMW kritisiert, das 40 wiederaufladbare Batterien für Elektrofahrzeuge für die Konzerte zur Verfügung stellen soll. Die Zusammenarbeit sei reines Greenwashing für den Automobilkonzern, der die EU daran zu hindern versuche, eine Frist bis 2035 für emissionsfreie Fahrzeuge zu setzen, sagte Eoin Dubsky, der leitende Kampagnenmanager der gemeinnützigen Organisation Sum Of Us.

Die Komplexität ihres Unterfangens, den eigenen Tournee-Klima-Fußabdruck zu verkleinern, hatten Coldplay möglicherweise unterschätzt, wobei Chris Martin schon im vergangenen Jahr in einem „BBC“-Interview zurückruderte.

Ein Baum für jedes Coldplay-Ticket

Neben der Kooperation mit weltweit agierenden Unternehmen, denen es natürlich in erster Linie um Profit geht, gibt es immerhin eine Klima-Aktion auf Tour, die garantiert einen zweifelsfreien Nutzen hat.

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Für jede verkaufte Eintrittskarte der aktuellen Welttournee von Coldplay, die unter anderem eine kinetisch betriebene Tanzfläche umfasst, wird ein Baum gepflanzt.