Niedliches Gewimmel, gute Laune, Blümchen im Haar? Denkste: Architecture in Helsinki brechen mit allen Erwartungen…


Hach, es war aber auch schön damals: acht Menschen auf einer Bühne, die eine Art öffentliche WG -Party mit vielen Instrumenten und so viel guter Laune feierten. „Viele Leute hassen uns, weil wir so niedlich sind“, hatte Isobel Knowles damals stirnrunzelnd erzählt. Andererseits war es aber genau diese unbeschwerte Niedlichkeit, die den Australiern so viele Fans bescherte, Places Like This heißt ihr drittes Studioalbum; Architecture in Helsinki sind in der Zwischenzeit ganz schön herumgekommen (sie haben sogar Helsinki gesehen!), und wirklich putzig ist das alles nicht mehr. Ein bewusster Gegenentwurf? „Darüber habe ich mir wirklich keine Gedanken gemacht“,, sagt Cameron Bird, der Hauptsongwriter, der auf dem neuen Album zuweilen zwischen düsterer Entschlossenheit und kontrolliertem Irrsinn schwankt. „Aber es stimmt schon: Wirklich eingängig ist Places Like This nichtgerade, wenn man es mit unseren älteren Sachen vergleicht.“

Dazu passt, dass aus dem Oktett mittlerweile ein Sextett geworden ist („Wir hatten musikalische Differenzen, da war es unvermeidbar, sich zu verkleinern.“), denn neue Wege lassen sich manchmal mit einer kleineren, übersichtlicheren Reisegruppe besser bewältigen. „Im Studio gab es aber keine Probleme“, erinnert sich Bird. „Wir jammen so gut wie nie. Ich bringe etwas mit, und daran arbeiten wir dann gemeinsam. Wir mögen auf der Bühne zwar wie ein ausgelassener Haufen wirken, der impulsiv einfach das macht, was den einzelnen Mitgliedern gerade in den Kram passt, aber hinter dieser Leichtigkeit steckt ein Konzept. „Und dieses Konzept ist diesmal eben zuweilen eine ganz schön harte Nuss. Zwischen mitreißenden „Wahl Wah! Wah!“-Chören und der altbewährten architektonischen Leichtigkeit gibt es plötzlich verstörende Elektro-Einlagen; die fröhliche Hysterie macht Platz für vielschichtige, teilweise gar abgründige Passagen.

„Damit werden wir sicher viele Fans vor den Kopf stoßen“, fürchtet Cameron Bird. „Aber es wäre langweilig gewesen, immer nur das Gleiche zu machen. Ich hoffe, dass wir auch ein paar neue Leute erreichen.“ Leute, die der Band einst zu viel Niedlichkeit vorgeworfen haben, beispielsweise. „Von mir aus auch die.“ Er lacht. „In Wirklichkeit haben wir natürlich noch immer ganz unschuldigen Spaß an unserer Musik, und wenn auf einem Konzert der Funke überspringt und wir das Publikum mitreißen können, erfüllen wir uns Abend für Abend selbst unseren größten Wunsch.“ Architecture in Helsinki sind also noch immer ganz zauberhaft. Nur nicht mehr so süß.

www.architectureinhelsinki.com