Nie war Frankie so wertvoll wie heute
„… grab your coat and snatch your hat, leave your worries on the doorstep, just direct your feet to… The Sunny Side Of The Street!“ Frankie ist angesagt auch wenn in diesem Fall nicht die Exzess-Kapelle aus Liverpool, sondern der erste Popstar aller Zelten gemeint ist.
Zwischen 1953 und 1961 erreichte Francis Albert Sinatra, 1915 geboren, seine musikalischen Höhepunkte, als er mit triefenden Whisky-Balladen und mondän swingenden Lovesongs gut 20 Alben füllte und mit dem
F rankte Say: No More! Mit diesen Worten beendeten Frankie Goes To Hollywood das Jahr 1984. Es war nicht zuletzt ihr Jahr gewesen – und das ihrer Plattenfirma ZTT. Verständlich, daß nun die Insider gebannt nach London lauschen und sich fragen, ob der große Zampano Trevor Hörn ein weiteres As im Ärmel hat.
Und wenn man dem Szenengeflüster Glauben schenken darf, kommt das diesjährige Musikereignis aus deutschen Landen.
PROPAGANDA
Schon letztes Jahr machten die vier Düsseldorfer von sich reden. Ihre von Trevor Hörn produzierte Single „Dr. Mabuse“ hinterließ in den deutschen Charts ihre Spuren und ließ auch die Engländer aufhorchen. Doch statt eines Nachfolgewerks kam Funkstille… Was war geschehen?
Während in den letzten Monaten nur Gerüchte über Band-Splits an die Öffentlichkeit drangen, lüften Propaganda nun von sich aus den Mantel des Schweigens. Was wie das schnelle Ende einer noch schnelleren Karriere aussah, war wohl eher die geplante Ruhe vor dem Sturm.
„Wir waren nahe dran, alle Fehler, die man im Business machen kann, auf einmal zu begehen“, sagt Gründer Ralf Dörper, „Doch rechtzeitig genug haben wir uns darauf besonnen, daß es die Musik ist, die für uns das Wichtigste ist – nicht der Glamour, der alles umgibt… „
Und so ging man ins Studio und ließ die Außenwelt mit ihren Gerüchten allein. Die einzige Nachricht, die an die Öffentlichkeit dringen konnte, war die einer Umbesetzung: Der bislang nur im Studio agierende Michael Mertens ersetzte Gründungsmitglied Andreas Thein. Eine laut Propaganda notwendige, wenn auch schmerzhafte Erfahrung.
Das Leben (Arbeiten) ging weiter. Endlich war die Zeit gekommen, alte Versprechen einzulösen. Das mit Trevor Hörn in den letzten Wochen erarbeitete neue Material schließt nahtlos an, wo „Mabuse“ aufhörte.
Die für Mai geplante LP A SE-CRET WISH scheint – so der Eindruck im Londoner Aufnahmestudio – die geheimsten Wünsche der Gruppe zu befriedigen. Eine Faszination, die aber nicht nur von der Produktion erzeugt ist. Vielleicht eine Band für mehr als ein Jahr.
SUZY KEWER
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