Nick Cave ist nach dem Tod seiner Söhne nicht mehr selbstverliebt
„Trauer hat meine Sicht auf Menschen vertieft“, so Nick Cave über die persönliche und künstlerische Wirkung nach dem Tod seiner Kinder.
Nick Cave hat sich in einem neuen Interview eingehend mit dem Tod seiner beiden Söhne auseinandergesetzt und reflektiert, wie dieser Verlust seine Sichtweise auf das Leben verändert hat. Der Musiker erklärt, dass die Trauer ihn dazu gebracht hat, sich stärker mit den Menschen um ihn herum verbunden zu fühlen.
„Früher war ich von meinem eigenen Genie beeindruckt“
In einem Gespräch mit „ABC Australia“, das am Todestag seines Sohnes Jethro im Mai aufgenommen und am 12. August ausgestrahlt wurde, erläuterte der Australier, wie der Tod seiner beiden Kinder seine Perspektiven sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich verändert hat. Besonders betonte Cave, dass sich seine Haltung zur Kunst drastisch gewandelt hat.
„Früher stellte ich meine Kunst auf ein hohes Podest und war von meinem eigenen Genie tief beeindruckt“, so Cave. „Die meiste Zeit meines Lebens war ich in Ehrfurcht vor meinem eigenen Schaffen und betrachtete alles andere als nebensächlich. Doch die Erfahrung des Verlustes hat mir die Torheit dieser Selbstverliebtheit vor Augen geführt.“
Der Tod seines 15-jährigen Sohnes Arthur im Juli 2015 (er stürzte von einer Klippe) und seines an Schizophrenie leidenden Sohnes Jethro Lazenby im Jahr 2022 (er war 31 Jahre alt) hatten tiefgreifende Auswirkungen auf Nick Cave. Die Erfahrungen hätten ihn dazu veranlasst, seine Prioritäten neu zu ordnen und seine Kunst weniger wichtig zu nehmen.
Verlust der Söhne veränderte Sicht auf seine Kunst
„Der Gedanke, dass Kunst alles übertrifft, hat für mich keine Gültigkeit mehr“, sagte er. „Diese Verluste haben mich in gewisser Weise eher verbunden als bitter gemacht. Sie haben mir gezeigt, dass wir durch unsere Erfahrungen des Verlustes reifen und unser Wesen als Menschen sich vertieft.“
Cave reflektierte weiter, wie seine Website „The Red Hand Files“ eine wichtige Rolle bei seiner Heilung spielte. Sie ermöglichte ihm, offen gegenüber der Welt zu bleiben und sich mit den Erfahrungen seiner Fans zu verbinden. „Es ist ein Privileg, diese Briefe zu erhalten und einen Einblick in die Trauer und den Umgang anderer Menschen damit zu bekommen“, fügte er hinzu.
In Bezug auf seine Kunst und Karriere erklärte Cave, dass er sich zunehmend bewusst ist, wie wichtig es ist, sich mit den Menschen um ihn herum auseinanderzusetzen. „Ich habe das Gefühl, dass ich eine wertvolle Gabe – die Musik – habe und ich möchte diese Gelegenheit nicht verschwenden, indem ich meine Auftritte vernachlässige oder unvollständig bin.“
Nick Cave, der sich in den vergangenen Jahren auch dem Glauben zugewandt hat, beschreibt, wie dieser Weg ihm geholfen hat, mit seiner Trauer umzugehen. Seine Frau Susie, die ihn in dieser Zeit stark inspiriert hat, wird als eine große Quelle der Stärke und des Antriebs beschrieben.