Emotionaler Fan verlässt Show vorzeitig: Nick Cave hat tröstende Worte
Nick Caves Tipp: die Widerstandsfähigkeit unseres Herzens auf die Probe stellen.
Ein Fan hat im Netz mitgeteilt, eine Show von Nick Cave and the Bad Seeds vorzeitig verlassen zu haben, weil er bei „Into My Arms“ „zu emotional“ geworden sei. Nun hat Nick Cave diesem Fan persönlich geantwortet – seine Worte sind nicht minder bewegend.
Wir heilen, indem wir unsere Emotionen anerkennen und die Widerstandsfähigkeit unseres Herzens auf die Probe stellen, indem wir im Unerträglichen verweilen.
Der Fan hatte sich über seinen Online-Blog „The Red Hand Files“ an Cave gewandt und dem Sänger gestanden, dass er von einer Live-Aufführung von „Into My Arms“ so bewegt war, dass er die Show vorzeitig verlassen musste. Dem Fan zufolge erinnerte ihn der Song – die erste Single von Caves zehntem Album mit den Bad Seeds, THE BOATMAN’S CALL – an „die großartigen Zeiten“, die er mit einer Ex-Freundin erlebt hat, und von denen er weiß, dass er sie „nie wieder erleben wird“.
Nick Cave tröstet Fan
In seiner Antwort drückte Cave dem Fan sein Mitgefühl aus und erklärte, wie oft er bei Live-Auftritten die intensiven Gefühle bemerkt, die Fans für seine Musik empfinden.
„Live-Musik ist ein Ritual, das eine gemeinsame emotionale Reaktion hervorruft, mit der wir unsere einzigartigen Erfahrungen verbinden“, so Cave. „Wenn ich auf der Bühne stehe, kann ich diese einzigartigen und besonderen Gefühle in jedem Gesicht sehen. Das ist eines der großen Privilegien, wenn man Leadsänger ist, und deshalb verbringe ich so viel Zeit in der Nähe des Publikums. Ich liebe es, die Emotionen in den Gesichtern der Menschen zu beobachten – Freude, Trauer, Sehnsucht, Lachen, Angst, Wut.“
Weiter erklärt der Musiker: „Das Konzert wird kraftvoll und einfühlsam transaktional, wenn wir gemeinsam die therapeutische Natur der Musik erleben. Im Laufe der Show entsteht ein Hin und Her der Freundlichkeit, das durch unsere gegenseitige Wertschätzung angeregt wird, und die Heilung beginnt.“
Nick Cave forderte den Fan außerdem auf, die aufkommenden Emotionen anzunehmen und sie zu verarbeiten, anstatt zu versuchen, sie zu vermeiden. „Ein Live-Konzert kann überwältigend, ja sogar beängstigend sein, weil seine emotionale Kraft unsere tiefsten Erfahrungen plötzlich an die Oberfläche bringen kann. Aber Gefühle sind dazu da, gefühlt zu werden – dafür sind sie da. Wir heilen, indem wir unsere Emotionen anerkennen, und testen die Widerstandsfähigkeit unseres Herzens, indem wir im Unerträglichen verweilen. Dabei kann uns die Musik helfen. Wir stellen fest, dass unser Herz viel stärker ist, als wir dachten, und dass das, was wir für unerträglich hielten, gar nicht so schlimm war. Musik bringt diese unterirdischen Gefühle zum Vorschein und rettet uns gleichzeitig davor.“
Abschließend versicherte er dem Fan auch, dass die „tollen Zeiten“ hinter ihm liegen mögen, aber auch noch viele weitere positive Erfahrungen auf ihn warten. „Ich freue mich, dass Sie zum Konzert in Birmingham gekommen sind, aber ich denke, indem Sie früher gegangen sind, war es eine verpasste Gelegenheit“ – die heilende Wirkung habe sich beim Fan so nicht entfalten können.
„Ich verstehe, dass es schmerzhaft sein muss, zu spüren, dass diese ,fantastischen Zeiten‘ hinter einem liegen, aber das tun sie nicht, es werden noch viele weitere folgen. Es wird auch weiteren Herzschmerz geben, aber Herzen werden stärker“, fügte Cave hinzu. “Wir dürfen uns nicht vor unseren Gefühlen zurückziehen. Wir müssen uns ihnen stellen. Sie üben. Besser werden. Um Samuel Beckett zu paraphrasieren – verletzt, wieder verletzt, besser verletzt. Das ist eine der Möglichkeiten, die uns Live-Musik bietet – gleichzeitig zu verletzen und zu heilen. Mein Rat? Gehen Sie wieder raus. Leben Sie das Leben in vollen Zügen – und bleiben Sie für die ganze verdammte Show. Es ist erstaunlich.“