Nichts bringt Maggie um!


"Suicide Sal", Selbstmord-Sal, so heißt die Dame, die für den Titel des neuen Maggie Bell- Albums herhalten mußte. Natürlich lag es nahe, Maggie bei ihrem Besuch in Deutschland zu fragen, ob "Suicide Sal" eine Anspielung auf das selbstmörderische Leben der mit ihr oft verglichenen Janis Joplin beinhalte.— Doch daran schien das korpulente Bluesmädchen aus Schottland überhaupt nicht gedacht zu haben. Maggie: "Suicide Sal" ist unter anderem ein Song auf meinem neuen Album, der aus dem Leben meiner Tante erzählt. Die war nämlich ebenfalls eine Sängerin. Sie trat in den zwanziger Jahren in schottischen Music Halls auf und versuchte, mit ihren Liedern die Leute glücklich zu machen. Natürlich hatte sie auch ihre depressiven Stunden. Ein bißchen Selbstmord-Feeling steckt doch wohl in jedem sensiblen Menschen".

Also auch in Maggie? Die Antwort darauf kann man sich denken. Allerdings ist gesunder Optimismus absolut nicht fehl am Platze, denn vor einem der allerersten Konzerte mit ihrer neuen Band zeigte Maggie sich in Hamburg den Journalisten gegenüber so frisch und leben^ lustig, daß es beinahe ansteckend wirkte. Natürlich wollte ich herausbekommen, was die Sängerin seit der Auflösung der ziemlich erfolgreichen „Stone The Crows“ so alles angestellt hat. In den vergangenen zwei Jahren war es ein bißchen still geworden um die Dame, die regelmäßig zur besten Sängerin in englischen Pop-Polls gewählt worden war. Vor einigen Monaten mußte sie diese Auszeichnung erstmals ihrer Newcomer-Kollegin Kiki Dee überlassen.

Man darf jedoch beruhigt sein. Nachdem Maggie vor einem Jahr ihre eher mittelmäßige erste Solo-LP „Queen Of The Night“ herausbrachte und ein paar Wochen später beim inzwischen legendär gewordenen Who-Festival in Charlton (bei London) einen eher peinlichen Auftritt hinter sich brachte, geht es jetzt wieder reichlich bergauf. Mit „Suicide Sal“, ist ihr ein Album gelungen, das im Gegensatz zu „Queen Of The Night“ wieder richtig schön wild klingt. Meinte Maggie in Hamburg: „Nun ja, die erste Solo-LP sollte eben besonders gut gelingen. Deshalb haben sich alle Beteiligten doppelt Mühe gegeben. Zuviel Mühe, muß ich heute zugeben, denn die cleanmusic auf dem Album paßt einfach nicht zu mir.“‚ Aufgrund dieser Selbsterkenntnis hat sich einiges geändert. Maggie Bell hat das neue Album zwar, genau wie das erste, in dem Privatstudio aufgenommen, das früher John Lennon gehörte (Lennon nahm dort unter anderem die „Imagine“-LP auf) und das heute im Besitz von Ringo Starr ist, ansonsten erinnert jedoch so gut wie nichts mehr an das erste Solo-Projekt.

Anstatt Sessionmusiker einzuspannen, wenn man mal vom Led Zeppelin-Gitarristen Jimmy Page absieht, hat Maggie ihre neuformierte, eigene Band mit ins Studio genommen. Von den hervorragenden Fähigkeiten dieser neuen Gruppe konnten sich alle Konzertbesucher überzeugen, die Maggie Bell bei den wenigen Gigs erlebten, die sie in Deutschland durchführte, bevor sie sich auf eine noch andauernde US-Tournee begab, in der sie das „Vorprogramm“ von Bad Company bestreitet. Es gibt keinen Zweifel, Maggie Bell’s Sterne stehen wieder günstig.