New Model Army


DIE ARMEE DER FINSTERNIS IST ZURUCK. UND MIT IHR ihre düstere Gefolgschaft. Schwarz ist selbstredend die Farbe des Abends. Dazu trägt der gealterte Fan natürlich seinen (inzwischen schon ziemlich ausgewaschenen) New Model Army-Pullover. Ersatzweise gehen auch die Insignien verbündeter Truppen wie Danzig oder den Fields Of The Nephilim durch. Man ist noch immer gegen Nazis, den Scheißstaat und überhaupt. Auch wenn die Haare lichter werden, auf den schwarz gefärbten Zopf will man nicht verzichten. Er ist ein bißchen wie eine Zeitreise, dieser Abend im Kölner „Luxor“. Da steht eine Band auf der kleinen Bühne,die vor nunmehr neun Jahren mit ihrem Album „Thunder And Consolation“ und Titeln wie „Stupid Questions“ oder „Vagabonds“ die Indie-Clubsdes Landes im Sturm nahm und seitdem – seien wir ehrlich – nicht mehr viel bewegt hat. Auf diversen Festivals sind sie immer wieder mal aufgetaucht, ab und an haben sie noch eine Platte veröffentlicht. Ohne nennenswerten Erfolg. Ironischerweise erhalten General Justin Sullivan und seine Mitstreiter nach dem Konzert, mit dem eigentlich das neue Album „Strange Brotherhood“ vorgestellt werden soll, eine Goldene Schallplatte für ihren Klassiker „Thunder And Consolation“. Doch zurück ins „Luxor“: Tapfer reißen die aufrechten Engländer Song um Song ihres aktuellen Albums (erscheint am 03.04.) herunter:“Over The Wire“, „Long Goodbye‘,“Aimless Desire“,“Queen OfMy Hearts“, „Wonderful Way To Go“- gleich fünf neue Tracks hintereinander. Alle sind sie keinen Deut schlechter als jeder andere New Model Army-Song. Justin Sullivan beschwört uns mit bekannt manischer Stimme, gegen das Böse in der Welt (früher war das vor allem Maggie Thatcher, heute sind das schon mal „Digital Wars“) anzukämpfen. Dazu zimmern Gitarre, Schlagzeug und Bass holprige Hymnen für den Straßenkampf im Geiste. Kurz einen Klassiker wie „Inheritance“ eingestreut, schon geht es weiter mit neuem Material („Headlights“ und „No Pain“). Nach einer knappen Stunde schließlich „5ist State“, der Schlachtgesang der New Model Army schlechthin. Und aus vollem Halse schließen sich alle der sarkastischen Abrechnung mit den USA an. Ganz kurz flackert sie auf, diese vor Wut strotzende Energie, mit der die Rote Armee Fraktion des Pop vor 15 Jahren sich anschickte, die Welt zu verändern. Aber eben nur ganz kurz. Zu kräftezehrend war das energische Anrennen gegen das böse Establishment. Ausgemergelt ist er, Justin Sullivan. Und wahrscheinlich ein bißchen frustriert – über die Tatsache, daß Rockmusik die Gesellschaft doch nicht in dem Maße beeinflussen kann, wie wir uns das alle wünschen würden.