Powderfinger: Größenwahn, ein vertrauter und ständiger Begleiter vieler Künstler und Musiker, hat bei Powderfinger keine Chance. Jede Form businessüblicher Megalomanie ist den Australiern fremd, sie schätzen ihre Bedeutung realistisch ein – ebenso wie die ihres Metiers: „Musik hat heute nicht mehr den Stellenwert wie in den 60ern, 70ern und 8oern. Sie spielt keine zentrale Rolle im Leben der Menschen, sie ist nur noch eine Beschäftigung von vielen. Das haben wir akzeptiert, wir gehären nun mal zur Entertainment-Branche „, sagt Sänger Bernard Fanning achselzuckend. „Früher haben wir uns zu ernst genommen, heute geht’s uns hauptsächlich um den Spaß.“
Die neue Erkenntnis schlägt sich auch im Sound des Quintetts nieder: Versuchten sich Powderfinger früher als seriöse Alternative-Rocker mit Anspruch, feiern sie auf ihrem aktuellen Werk vulture street bierseligen Pub-Rock mit Soul-Einschlag.
„AC/DC und Rose Tattoo waren wie Großväter für uns: Sie haben uns nie interessiert. Jetzt haben wir sie entdeckt. „
Daheim down under zählt die Band, die sich nach einem Neil-Young-Song benannte, zu den Schlüsselfiguren der Szene; die „Encyclopedia Of Australian Rock And Pop“ widmet ihr eine ganze Seite. Die Alternative-Rocker entsprossen dem selben Biotop wie Silverchair, konnten in ihrer Heimat bislang 1,4 Mio. Alben verkaufen und sackten neun ARIAs ein, den Preis der australischen Musikbranche.
Der abnehmenden Bedeutung von Pop/Rock/Dance/etc. kann der 32-jährige Fanning sogar eine gute Seite abgewinnen: „Die Medien nehmen olles nicht mehr so ernst: es ist erlaubt, seinen Spaß zu haben. Das hat wahrscheinlich mit dem Hedonismus der Techno-Szene und ihren Ecstasy-Kicks zu tun“, glaubt er und setzt auch deshalb mit seiner Band neuerdings auf Stimmung. Vergleiche mit Gute-Laune-Kapellen wie Hellacopters und Black Crowes heißen Powderfinger ausdrücklich willkommen. Dazu brechen sie ein internes Tabu-. Gitarrensoli – wenn auch nur kurze – sind wieder erlaubt. „Da gilt für unsere Gitarristen die Devise: Wenn du schon ein Solo spielen musst, dann kämpf um dein Leben.“
