Neue Gesichter …
„In meiner Welt gibt es keine Farben, deshalb lasse ich mich auch nie in Farbe fotografieren.“
JOE MUßARE (u.) nimmt seine dunkle Sonnenbrille nur selten ab, auch auf seiner jüngsten LP CURARE geht es recht düster zu. Der Brite Joe lebt nach langen Jahren in Paris jetzt zurückgezogen in Augsburg, haßt Interviews und bringt ab und zu ein Album mit introvertierter, sparsam groovender Psycho-Musik heraus. Momentan sitzt Joe wieder am Klavier. Er komponiert das Stück „Wüsten der Erde“, dos im Planetarium der „Kulturstadt Europa ’88“ (Berlin) im Sommer aufgeführt wird.
„Wir haben die Kraft einer Gorilla-Herde und wollen Punk spielen. Aber wir sind nun mal mit schwarzem Funk aufgewachsen. „Was also sollten die vier US-Jungs der RED HOT CHILI PEPPERS (u.) anderes tun, als schnellen und brutalen Punk auf der Basis schwarzer Rhythmen zu spielen? Aus der Not gebaren sie die Tugend und mauserten sich zu einer der wildesten Live-Bands der Staaten. Auch ihr aktuelles Album THE UPLIFT MOFO PARTY PLAN ist ein rasanter Tanz der weißen Funk-Teufel. Die Stärke der „Pfefferschoten“ aber liegt auf der Bühne: Vor allem die legendäre Zugabe, bei der nur eine baumelnde Socke ihre männliche Blöße bedeckt, hat’s in sich.
Auch wenn es zunächst so klingt: ZIKATO (o.) ist kein neuer italienischer Sportwagen. Zikato ist ein deutscher Sänger, der die Helden-Lücke erkannt hat. Er gibt sich als einsamer Wolf in den Schluchten der Großstadt, spielt Gitarre und singt in deutscher Sprache. Er hat kein Zuhause und reist zwischen Rock und Chanson, von Brecht zur Dietrich, und manchmal besucht er seinen alten Freund Rio Reiser, mit dem er einst bei Ton Steine Scherben gespielt hat. „Ich will die Rückkehr des deutschen Liedes in die versunkene Pop-Kultur“, fordert Zikoto, der im April/Mai durch die Republik tourt. Er will „die verschütteten Juwelen ausgroben “ und fragt auf seiner Single: „Bist Du wild wie der Mond?“ Schlicht und eher irreführend ist der Titel BASS der Solo-LP von JONAS HELLBORG (o.), jenem jungen Schweden, der durch sein filigranes Baß-Spiel bei John McLaughlins Mahavishnu-Orcbestra bekannt wurde. Musiker-Kollegen, die von ihm eine Leistungsschau der schnellen tiefen Töne erwartet haben, werden nicht bedient, denn mit Sänger Bernard Fowler, Alt-Drummer Ginger Baker und dem Tastenmann Bernie Worell hat Hellborg ein Rock-Album produziert, bei dem der Baß in normaler Begleit-Funktion auftritt. Jonas zu BASS: „Es ist Speed-Metal für Jazz-Freunde“.