Neneh Cherry, Beck, WhoMadeWho – die Platten der Woche vom 28. Februar 2014
Diese Woche erscheinen unter anderem die Alben BLANK PROJECT von Neneh Cherry, MORNING PHASE von Beck und DREAMS von WhoMadeWho. Alle weiteren Neuheiten findet Ihr im Text und in der Galerie.
Album der Woche: Neneh Cherry – BLANK PROJECT
Das Label Smalltown Supersound ist einer kleinen Fangemeinde für Exkursionen in schwer begehbare Randgebiete von Jazz, Elektronik und Rock bekannt. 2012 veröffentlichte Neneh Cherry eine Coverversionenplatte mit der Freejazz/ Noise-Band The Thing bei dem Indie aus Oslo. Neneh Cherry auf einem rührigen Nischenlabel? BLANK PROJECT ist die konsequente Fortsetzung der sehr freien Zusammenarbeit mit The Thing, ein Sprung in die Ursuppe des Pop, die nur wenige Zutaten braucht. Erster Eindruck: ein Gospel- und Heavy-Percussion-Album, aber so ganz werden diese Begriffe dem nicht gerecht, was die Sängerin und Songwriterin hier in Angriff nimmt…
Beck – MORNING PHASE
Es war ja etwas unübersichtlich geworden bei Beck. Gerüchten über gleich zwei neue Alben folgten die Tagesmenüs aus seinem Record Club und Übernacht-Veröffentlichungen von Songs auf 12-Inches. Einer davon trug den Namen „Gimme“ und legte Zeugnis von einer neu gefundenen Souveränität auf hohem Niveau ab, ein enigmatisches Stück Singer/Songwritermusik, das in zweieinhalb Minuten den funky Psychedelic Pop der ODELAY-Ära auf einer Xylofon-Wolke in die heiligen Hallen des Afro-Beat schickte. Beck at his best…
WhoMadeWho – DREAMS
Zuletzt haben es WhoMadeWho der aufgeschlossenen Hörerschaft nicht leicht gemacht. Mit ihrem vierten Album BRIGHTER, das im vergangenen Jahr auf dem Kompakt-Label veröffentlicht wurde, hätte man gut und gerne den Glauben an das dänische Disco-Punk-Pop-Trio verlieren können. BRIGHTER verschob den Fokus der WhoMadeWho-Musik ein bisschen mehr in Richtung Club, bot ansonsten aber lediglich Stillstand – auf einem relativ hohen Niveau zwar, dieses konnte allerdings zu keiner Zeit das des Debütalbums WHOMADEWHO aus dem Jahr 2005 erreichen…
Real Estate – ATLAS
Eine Band, die sich profan nach dem englischen Ausdruck für Grundbesitz benannt hat, verspricht nicht gerade viel Spannung. Trotzdem stürzten sich viele Leute auf das letzte Album DAYS. Das war schon in Ordnung, weil die Herren aus Ridgewood in New Jersey über hervorragende Detailkenntnisse verfügen. Spuren von The Feelies, Yo La Tengo oder Flying-Nun-Legenden wie The Verlaines ließen sich ohne Mühe in der Musik von Real Estate nachweisen. Wer sich gerne in dieser Ecke aufhält, findet auch zum dritten Album leicht Zugang…
Die Heiterkeit – MONTEREY
Melancholie, wo willst du hin? Wenn Stella Sommer ihren Jungen mit dem goldenen Haar besingt oder Cary Grant ein doch etwas holpriges „Hallelu-u-u- jah“ hinterherschickt, passiert etwas mit diesen schwergängigen Songs (die in einem anderen Leben Slowcore genannt worden wären, aber das ist die Geschichte des ersten Albums von Die Heiterkeit).
Blood Red Shoes – BLOOD RED SHOES
Der Autor dieser Zeilen ist kein allzu großer Freund sogenannter selbstbetitelter Alben. Erstens, weil es keinen korrekten Begriff für das gibt, was gemeint ist: U2 haben ACHTUNG BABY schließlich auch selbst benannt, die Platte heißt aber nicht „U2“. Zweitens, weil es meistens eine vertane Chance ist. Man gibt seinem Kind doch auch nicht den Vornamen, den es schon als Nachnamen hat (ein Blick ins Telefonbuch – ja, das gibt es noch – verrät, dass Tausende Eltern das ganz anders sehen)…
Animal Trainer – WILDE
Elektronische Alben mit allzu viel Schnickschnack auszustatten, nur um die eigene Fähigkeit des Über-den-Tellerrand-Guckens zur Schau zu stellen, kann schon mal gerne schiefgehen. Das Schweizer Duo Animal Trainer zeigt auf seiner ersten LP auf Oliver Koletzkis Label Stil vor Talent, dass Staffage nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern auch Laune machen kann…
Addison Groove – ADDISON GROOVE PRESENTS JAMES GRIEVE
Am 15. Januar des noch jungen Jahres gab der japanische Musikinstrumentenhersteller Roland bekannt, dass sein legendäres Drum-Machine-Flagschiff, die TR-808, das als Originalmodell bisweilen auch gerne für vierstellige Summen gehandelt wird, wieder aufgelegt werden soll. Ein euphorisches „oh my fudge!!!!!“, lief Antony Williams aka Addison Groove angesichts dieser Nachricht über die Tastatur, ist er doch einer von vielen (von sehr, sehr vielen) Produzenten elektronischer Musik in den vergangenen Jahren, die ihre Tracks auf den markanten Sounds des ikonischen Beatautomaten aufbauen…