Mosquito von Yeah Yeah Yeahs
DIE KÜNSTLER
Beomsik Shimbe Shim, der als Künstler unter dem Namen Shimbe auftritt, ist ein in Los Angeles lebender Südkoreaner. Er ist kein Grafiker, sondern Regisseur animierter Filme. Mit seinem Kurzfilm „The Wonder Hospital“ hat er 2010 sämtliche Preise des Genres abgeräumt. In dieser Geschichte über eine alptraumhafte Schönheitsklinik kreuzen sich die abseitigsten Fantasien eines Hayao Miyazaki mit der CGI-Technik von Studios wie Pixar. YYYs-Sängerin Karen O wiederum interessiert sich für alles, was „krank“ ist. Der Trash-Klassiker „The Garbage Pail Kids Movie“(1987) über Mutantenkinder aus der Mülltonne gehört zu ihren Lieblingsfilmen.
DIE REAKTIONEN
Schon vor Veröffentlichung (MOSQUITO erscheint am 12. April) sorgte das Cover für Furore. Shimbe war wegen der heftigen Reaktionen verunsichert, bis ihm Karen O eine E-Mail schrieb: „Wir haben nicht deswegen Fans, weil wir machen, was sie gerne hätten. Wir haben Fans, weil wir machen, was wir wollen. Und das ist es auch, was unsere Fans wollen.“
DER SCHRIFTZUG
Der Spielfilm über die „Garbage Pail Kids“ geht auf eine Serie absurder Sammelkarten gleichen Namens zurück, auf denen im Grunde süße, aber meistens abstoßend entstellte Kinder wie „Meltin‘ Melissa“ oder „Dead Ted“ zu sehen waren. So krass diese Motive auch heute noch aussehen – sie wurden ursprünglich von Comic-Großmeister Art Spiegelman („Maus“) erfunden. Shimbe orientierte sich weniger an den Kindern selbst als am „Garbage Pail Kids“-Schriftzug, den nach unten verlaufenden Buchstaben im Stil der 50s-Horrorfilme.
DAS INSEKT
Die titelgebende Stechmücke ist laut Karen O ein Sinnbild für das „kräftige, mächtige Weibchen“ schlechthin. Normalerweise ernähren sich Moskitos ausschließlich von Nektar und Pflanzen. Doch nach seiner Befruchtung wird das Weibchen zum Vampir: Die Proteine im Blut braucht die Stechmücke, um Eier auszubilden. So gesehen gibt es kaum ein kompromissloseres Symbol für kriegerische Weiblichkeit.
DAS KIND
Das Opfer der Monstermücke könnte tatsächlich eine Figur aus „Monsters, Inc.“ oder „Up“ sein – nur eben ins Verstörende gewendet, wie es der Künstler beabsichtigt. Ähnlichkeiten mit dem Baby auf Nirvanas NEVERMIND sind nicht beabsichtigt. Eher geht es darum, mit der Gewohnheit zu brechen, hinter glatt produzierten Oberflächen ginge es immer um reizende Geschichten. Das Insekt hat das Baby gepackt, seine gesträubten Haare zeigen in Comic-Manier die schmerzvolle Erwartung des Stiches. Über der ganzen Szene liegt etwas Teuflisches. Als Referenz-Cover kommt einem am ehesten Black Sabbaths BORN AGAIN in den Sinn (siehe unten).
DER BREI
Der grüne Brei strahlt wie radioaktiv. Die insgesamt äußerst abstoßende Wirkung dieses Covers resultiert nicht nur aus der brutalen Szene, die es zeigt, sondern eben auch aus seiner bewusst geschmacklosen Farbgebung. Der Brei, von dem das Opfer der Stechmücke eben noch genascht hat (die grünen Finger!), ist einem Honigglas mit der Aufschrift „YYYs“ entnommen. Die Musik der Yeah Yeah Yeahs als Lockmittel der kinderfressenden Moskito-Sängerin? Darauf läuft es wohl hinaus