Morcheeba im Interview: „Je älter ich werde, desto weniger kümmere ich mich um sinnlosen Scheiß“
Wir haben bei Morcheeba nachgehakt, wie sie an neue Musik inmitten einer weltweiten Pandemie herangehen und woher sie dabei ihre Selbstsicherheit ziehen.
Morcheeba bringen am 14. Mai ihre mittlerweile zehnte Platte heraus. Grund genug mal bei den Pionieren der britischen Musikszene, Skye Edwards und Ross Godfrey, nachzuhaken, wie sie so an neue Musik inmitten einer weltweiten Pandemie herangehen und woher sie dabei ihre Selbstsicherheit ziehen.
BLACKEST BLUE ist euer zehntes Studioalbum. Welche Bedeutung hat dieses Jubiläum für euch?
Skye Edwards: Es ist das zehnte Album von Morcheeba, aber es ist mein achtes. Es gibt nämlich zwei Morcheeba-Alben, auf denen ich nicht gesungen habe. Unser erstes Album WHO CAN YOU TRUST ist jetzt 25 – und das ist eine Zahl, auf die ich stolz bin.
Mit welchem Ansatz seid ihr ans neue Album herangegangen?
Ross Godfrey: Wir haben eine sehr entspannte Herangehensweise, wenn es ums Plattenmachen geht. Wir jammen einige Riffs durch, probieren Melodien aus und sehen, was hängenbleibt. Skye schreibt die Texte und dann fangen wir an, alles in unseren Heimstudios zusammenzufügen. Der Lockdown ließ uns auf jeden Fall besser fokussieren.
Könnt ihr mir mehr über den Albumtitel erzählen?
Godfrey: Wir coverten „The Moon“, einen Song von unserer Freundin Irena Žilić. Da das Original nur eine Strophe hatte, schrieb Skye eine zweite. In der wählte sie die Phrase „Blackest Blue“ und wir dachten direkt, das würde einen guten Albumtitel abgeben. Der Titel fühlt sich klassisch an, wie ein Miles-Davis-Album. Er wirkt tiefgründig, dunkel & mysteriös.
Die Corona-Krise gab euch Zeit für mehr Selbstreflexion. Was habt ihr gelernt?
Edwards: Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich etwas Neues über mich gelernt habe. Aber im Lockdown habe ich auch das Cellospielen angefangen, was mir immer noch sehr viel Freude bereitet.
Die Musikerin Sevdaliza schrieb kürzlich auf Instagram: „In der Kunst geht es darum, wie ehrlich du mit dir selbst bist.“ Würdet ihr dem zustimmen?
Godfrey: Ich finde Kunst und Musik zu abstrakt, um sie richtig verstehen zu können. Ich glaube nicht, dass wir sie verstehen sollen. Es geht darum, Gefühle zu artikulieren, die auf keine andere Weise artikuliert werden können.
Was macht euch selbstbewusst?
Edwards: Das Alter gibt mir Selbstvertrauen. Ich werde nächstes Jahr 50. Und je älter ich werde, desto weniger kümmere ich mich um sinnlosen Scheiß. Ich habe große Dinge erreicht und fühle mich wohl in meiner Haut.
Welchen Song eurer Band würdet ihr für eine Zeitkapsel wählen?
Edwards: Ich würde „Trigger Hippie“ nehmen. Das war der erste Song, den wir zusammen geschrieben haben. Es ist auch ein klassischer Morcheeba-Song – einzigartig und doch zeitlos.