MODERAT
Sand im Getriebe: Beim Auftritt der Supergroup aus Modeselektor und Apparat in Hamburg zeigt sich, dass diese auf der Bühne erst einmal wieder zusammenfinden muss.
Sehr betreten stehen Moderat gegen Ende ihres Konzerts – dem dritten ihrer vor Kurzem begonnenen Tour – hinter ihren Pulten. Sascha „Apparat“ Ring entschuldigt sich gerade für das wiederholte Aufk ommen „technischer fuck ups“, während Gernot Bronsert ihm einen Blick zuwirft, der deutlich ein „das ist jetzt verdammt noch mal nicht dein Ernst, oder?“ impliziert. Zu spät hat Ring bemerkt, dass sein Gesang beim Stück „Let In The Light“ zu tief heruntergepitcht war, was wiederum zur Folge hatte, dass Moderat nach „Versions“ – Probleme beim Timing – auch noch den Beginn eines weiteren Stücks vom neuen Album II verholzen.
Ärgerlich, so etwas, keine Frage. Und doch lässt sich dieser Konzertabend trotz besagter „fuck ups“ als gelungen betrachten, denn mit II hat das Berliner Trio seinen musikalischen Horizont auf gelungene Art und Weise erweitert; empfindsamer, songorientierter, und in der Tat: „moderater“ wirkt das neue Material, das einem nicht nur ans Herz geht, wenn Ring im melancholisch angehauchten „Bad Kingdom“ einen Zustand der Desillusionierung besingt.
Kräftig geraved wird natürlich auch: So schafft Beatbastler Bronsert unzählige Höhepunkte, indem er die Beats zu den mächtigen Bassgrundierungen von Sebastian Szary immer wieder komprimiert und stapelt, während Ring funkelnde Ornamente und Soundscapes einfügt und vermehrt auch zur Gitarre greift: Lang ausklingende Drone-Sounds zum warm wie druckvoll dahinfließenden „Milk“ und bezirzende Arpeggien zum hymnischen „Les Grandes Marches“ gibt es da vor dem Hintergrund der hübschen – wenngleich leider nicht durchweg neuen – Visuals der Pfadfinderei zu hören.
Übrigens verstehen sich Moderat jetzt wohl ganz und gar als Band. Als Band also, die zu Beginn ihres Konzerts erst mal einen „Schönen guten Abend“ wünscht, die ihre Stücke im Einzelnen beklatschen lässt, ihre Zugabe auch verbal als solche ausweist – und die eben auch mal Fehler macht. „Human Techno“ nennen Moderat ihre Musik gerne. Das trifft es doch ganz gut.