Mit ihrem ebenso melodischen wie trickreichen Album beweisen De/Vision, daß Monosex auch zu dritt funktionieren kann
Normalerweise laufen Bands den Schallplattenfirmen die Türen ein, um an einen Vertrag zu kommen. Im Falle von De/Vision war es genau umgekehrt: „Das war 1995“, erinnert sich Steffen,der wie seine Bandkollegen Markus undThomas seinen Nachnamen nicht nennen möchte, „da ging der Geschäftsführer von WEA in einen Plattenladen, hörte unsere Maxi ‚Blue Moon‘ und rief kurz darauf unseren Manager an.“ Der wiederum wurde mit dem Plattenboss aus Hamburg handelseinig, und De/Vision hatten nach vier Veröffentlichungen auf einem kleinen Label einen Major-Deal. Erstes Ergebnis dieses Vertrages: das Album „Monosex“. Mit dieser Platte beweisen De/Vision, daß sich Pop aus Deutschland (Steffen, Markus und Thomas stammen aus dem Raum Darmstadt) durchaus mit dem der anglo-amerikanischen Konkurrenz messen kann: hinreißende Melodien, federleichte Arrangements, tanzbare Grooves. Bisweilen erinnert das Ergebnis der Komponierkunst von De/Vision ein wenig an Depeche Mode. „Wir waren alle Fans einer bestimmten Band aus England und zogen uns auch dementsprechend an“, gibt Steffen zu, „aber das ist wirklich lange her.“
De/Vision möchten mit ihrer Musik ein möglichst breites Publikum ansprechen:“Früher kamen eher Grufties in unsere Konzerte. Aber ich kann mit Leuten nichts mehr anfangen, die sich einer bestimmten Szene zurechnen, aber beim Konzert keinerlei Regung zeigen. Da sind mir mitfeiernde Normalos schon lieber“, bemerkt Steffen. Auch wenn er zugeben muß, „daß man als Synthie-Band Probleme hat, das Publikum mitzureißen. Darum haben wir bei unseren Konzerten immer einen Gitarristen dabei.“ Doch ob nun live oder auf Platte, ihr selbstgestecktes Ziel verlieren De/Vision nie aus den Augen. „Wir arbeiten jetzt seit zehn Jahren zusammen und wollen von unserer Musik leben“, betont Markus und fügt freimütig an: „Ich kann auch gar nichts anderes. Ich habe zwar mein Abitur und den Zivildienst gemacht, hab‘ auch angefangen, Sozialpädagogik zu studieren, aber das funktionierte irgendwie nicht.“ Die Elektropopklänge von „Monosex“ dagegen funktionieren ganz ausgezeichnet, was unter anderem auch die Chartsingle „We Fly…Tonight“ unter Beweis stellte. Doch auch die anderen Songs von De/Vision dürften viele Freunde finden. Gefällige Breakbeats unterfüttern melodischen Synthiepop,diverse Sound-Gimmicks und gekonnt arrangierte Streicherpassagen halten auch Nichttänzer bei der Stange.
Die dafür notwendigen Vorarbeiten sind im Hause De/Vision fair (und vor allem den Neigungen der einzelnen Bandmitglieder entsprechend) verteilt: Steffen und Markus komponieren die Musik,Thomas schreibt die (englischen) Texte. Darf man denn auch irgendwann mal Deutsches erwarten? „Ich habe schon mal einen deutschen Text geschrieben“, erinnert sich Thomas, „das Stück hieß ‚Endlose Träume‘. Die Fans waren begeistert. Aber nur auf deutsch zu singen, das wäre nichts für uns. Es ist eine so harte, direkte Sprache.“