Missbrauch bei „Der letzte Tango in Paris“: Regisseur spricht von „lächerlichem Missverständnis“
Bernardo Bertolucci wehrt sich gegen die Vorwürfe, die zuletzt gegen ihn und Marlon Brando erhoben wurde.
Oscarpreisträger Bernardo Bertolucci sieht sich derzeit heftiger Kritik ausgesetzt. Der italienische Regisseur drehte den 1972er Skandalfilm „Der letzte Tango in Paris“ mit Marlon Brando und Maria Schneider. Um eine Szene des Films ist in den vergangenen Tagen eine Kontroverse entstanden, die den Ruf des Regisseurs sowie des damals 48 Jahre alten und 2004 verstorbenen Marlon Brando nachträglich beschädigen könnte.
In der berühmten „Butter Szene“ stützt sich ein sexuell aufgeladener Brando auf die 19 Jahre junge Maria Schneider. Er simuliert zwar nur eine Penetration, als Gleitmittel verwendet er allerdings tatsächlich Butter. Schneiders Demütigung und Gegenwehr wirkt in der Szene wohl auch deshalb so authentisch, weil sie nicht über den genauen Ablauf informiert war.Regisseur Bernardo Bertolucci erzählte 2013 in einem Fernsehinterview, dass die „Butter als Gleitmittel“-Idee aufkam, als er gemeinsam mit Brando frühstückte. Im Drehbuch stand das Detail nicht. Im selben Interview betont der Regisseur dann, dass er damals nicht Schneiders Reaktion als Schauspielerin, sondern als Frau einfangen wollte.
Schneider wusste von der Gewalt
Dass seine Drehmethode nun als sexueller Missbrauch oder gar Vergewaltigung gewertet wird, findet Bertolucci nicht angebracht. Am Montag veröffentlichte er ein Statement zu den Vorwürfen, die in den vergangenen Tagen gegen ihn und Brando aufgekommen sind. Der 76 Jahre alte Italiener bezeichnet die Debatte als „lächerliches Missverständnis“. Bertolucci betont, dass Maria Schneider durchaus von der Gewalt in der Szene wusste, das Details mit der Butter als Gleitgel wurde ihr allerdings vorenthalten.
Schneider hat 2007 in einem Interview erzählt, dass sie sich nach der Szene benutzt und von Brando vergewaltigt gefühlt hätte. Die Szene an sich habe im Drehbuch gestanden, das die damals 19-Jährige auch gelesen hätte. Einzig die Idee mit der Butter sei hinzugekommen.
In dem 2013er Interview, das nun abermals für Aufregung um „Der letzte Tango in Paris“ sorgt, erwähnte Bertolucci ebenfalls, dass er sich in Bezug auf die Methode zwar schuldig fühle. Die Szene gedreht zu haben, bereut er aber nicht.