Michael Kiwanuka
Er gehört zu den Aufsteigern des vergangenen Jahres, spielte im Vorprogramm von Adele und landete mit seinem Debütalbum Home Again in vielen Jahresbestenlisten. Uns erzählte Michael Kiwanuka, wie sein musikalisches Herz schlägt.
Der erste Song, der mich beeindruckt hat, war …
Nirvana – Heart-Shaped Box
Auf meiner Grundschule gab es einen Mitschüler, der Nirvana-Fan war. Bei mir zu Hause befand sich kein CD-Spieler, also nahm er mir das Live-Album From The Muddy Banks Of the Wishkah auf Kassette auf. Ich wollte wissen, warum er so auf diese Band abging. Mir gefiel besonders die Version von „Heart-Shaped Box“. Es war das erste Mal, dass ich einen Song unbedingt immer wieder auf meinem Walkman hören wollte. Mir gefiel die Melodie, das Gitarrenriff und die Energie, die darin steckte.
Britpop gefiel mir vor allem wegen …
The Verve – Lucky Man
Meine eigene Musik ist ruhig und friedlich. Es zieht mich von Natur aus in diese Richtung. Das merkt man auch an der Rockmusik, die ich höre. Mir gefielen immer die gefühlvollen Songs. Urban Hymns war eine der ersten CDs, die ich mir von meinem eigenen Geld gekauft habe. „Lucky Man“ war einer der ersten Songs, den ich auf der Gitarre gelernt habe. Die Melodie ist einprägsam, das Grundgefühl ist entspannt, und Richard Ashcroft besitzt eine Persönlichkeit, der man sich nicht entziehen kann.
Wenn ich mich von all meinen Soul-Platten bis auf eine trennen müsste, wäre diese eine …
Marvin Gaye – Vulnerable
Der interessanteste Soul-Künstler, den es je gegeben hat. Seine Stimme ist perfekt, ich kenne keine bessere. Sie passte zu tanzbaren Popsongs genauso wie zu sozialkritischen Texten. Vulnerable ist ein Album, das ich erst vor Kurzem entdeckt habe. Es gefällt mir wegen der Orchesterarrangements, dem melancholischen Flair und der improvisiert wirkenden Songstrukturen. Die Emotionen sprudelten bei den Aufnahmen nur so aus ihm heraus. Auch andere Platten von ihm kämen in die Wahl. What’s Going On natürlich, aber auch das weniger gefeierte Album I Want You.
Wenn eine Frau zum ersten Mal zu einem Rendezvous zu mir nach Hause kommt, spiele ich …
Van Morrison – Fair Play
Für diese Situation gibt es natürlich mehrere Kandidaten. Meine Entscheidung hängt letztendlich von meiner spontanen Lust und Laune ab. Dieser Song von Van Morrison wäre garantiert in der engeren Auswahl. Er ist sechs Minuten lang, lebt von Morrisons typischem Soul-Erzählstil und ist anspruchsvoll. Ich würde der Frau nichts Banales oder zu Bekanntes vorspielen, das würde sie beleidigen. Es muss auch etwas sein, was ich schon zu Hause habe. Ich glaube, es wäre verkrampft, wenn man sich für diese Art von Abend extra etwas kauft. Van Morrison geleitet den Hörer in eine romantische Nacht, auf ihn kann man sich verlassen.
Nach einem Sieg meines Lieblingsvereins Tottenham Hotspur höre ich am liebsten …
The Troggs – Wild Thing
Hier muss ein Song her, der bekannt ist und zu dem man gut abfeiern kann. Das kann etwas aus dem Motown-Katalog sein, „You Keep Me Hangin‘ On“ von den Supremes etwa. Aber ich tendiere dann doch eher zu Rocksongs. In ihnen steckt eine prahlerische Art, die man nach einem Sieg seiner Fußballmannschaft selbst in sich spürt. Der Hit von The Troggs passt sehr gut. Zu ihm kann ich mich gut bewegen und er hat einen unverwechselbaren Charakter. Ich denke dabei an unseren derzeit besten Spieler Gareth Bale und wie er auf das Tor zuläuft. Thomas Weiland
Michael Kiwanuka wurde 1987 im Londoner Stadtteil Muswell Hill geboren. Seine Eltern waren in den Siebzigern aus Uganda vor dem gefürchteten Regime von Diktator Idi Amin geflüchtet. Seine musikalische Sozialisation verlief über mehrere Etappen. Zuerst interessierte sich Kiwanuka für Rockbands. Mit 14 Jahren erlernte er das Gitarrenspiel. Erste Auftritte hatte er in der Schule. Nach dem Abitur studierte er kurze Zeit Jazz an der Royal Academy Of Music und Pop an der Universität Westminster.