Aus dem Untergrund flatterten die Fun-Punker zu einer großen Plattenfirma. Inzwischen spüren sie die Schattenseiten des Major Deals. Stein des Anstoßes: Ein Kaktus.
Mit gut 75.000 verkauften Platten wurde das letzte Album der Abstürzenden Brieftauben zwar der Fun-Punk-Renner der Saison, im Radio herrschte brieftaubenmäßig dennoch Funkstille. Um nun auch im Rundfunk erhört zu werden, nahmen die Tauben Micro Bogumill und Konrad Kittner nun gemeinsam mit der A-Capella-Truppe Norbert und die Feiglinge den Comedian Harmonists-Klassiker „Mein kleiner grüner Kaktus“ im Studio auf. Die mit Umweltthemen textlich aufgefrischte Cover-Version sollte als Vorab-Single zum neuen Album DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS die Fun-Punker zu Radio-Ehren bringen. Doch der Verleger des Originalsongs, Dr. Josef Bamberger, stellte sich stur und drohte mit Schadensersatz-Forderungen in sechsstelliger Höhe. Begründung: „Ein geschmacklich bedenklicher Text“ führe zu einer „Verballhornimg, die den materiellen Wert des Evergreens schädigen“ würde. Die Kölner EMI, Plattenfirma der Tauben, mußte nachgeben und den Song von der LP nehmen, obwohl schon etliche Vorab-Cassetten an die Medien verschickt waren.
„Als Indie-Band hätten wir uns da einen Dreck drum geschert“, sinniert Martin, Manager der Band, „wir hätten das Ding einfach rausgebracht. “ Retourkutsche der Band: Der Ersatz-Titel ist eine deutsche Version von (Fuck The …) „E.M.I.“ der Sex Pistols, in der alle für die Kaktus-Entscheidung verantwortlichen EMI-Mitarbeiter beim Namen genannt werden.
