Me Succeeds: Exaltierte Grenzgänger


Dass Musik in guten Momenten mehr als die Summe der einzelnen Teile ist, wussten Kante schon 2005. Dass dabei gerade das Spiel mit scheinbar Gegensätzlichem für Stimmigkeit sorgt, zeigen Me Succeeds heute. Lorin Strohm (24), Sebastian Kokus (25) und Mona Steinwidder (22) lassen analoge Instrumente wie Klarinette und Xylophon über computergenerierte Technobeats schweben, singen mit zwei Stimmen, aber nur selten im Gleichklang, splitten Songstrukturen auf und texten dazu aufs Feurigste. „Es geht darum, die Unnahbarkeit der harten elektronischen Musik mit einer harten Emotionalität zu verbinden“, so Sänger und Gitarrist Lorin. „Ein Technoproduzent lacht sicher über meine Beats aus dem Computer, aber um Perfektion geht es nicht. Es geht um den einen Moment, der alles sagt und dich einfach umhaut – Fehler inklusiue.“ Er und Schulfreund Sebastian gründeten die Band 2002, Sängerin Mona traf man auf einem Konzert. Seit 2005 lebt das Trio in Hamburg. „München war zu nah. Auf den Berlin-Hype mit dem ganzen Szenegetue scheißen wir. In Hamburg hat es sich von Anfang an richtig angefühlt“, erzählt Lorin. Ihr Debütalbum auf dem Hamburger Indielabel Sunday Service heißt aber nach der Heimat: Riemerling. „Das Klischee einer langweiligen Vorstadt mit spießigen Nachbarn und nervigen Polizisten. Aber hier sind unsere Songs entstanden, hier haben wir geprobt. Ohne Riemerling keine Musik“, so Lorin, der offenlässt, ob man dies als Abrechnung, Ironie oder Tribut werten soll. Die Slogan-artigen Texte der Band bleiben jedenfalls aus „einer Art Selbstschutz“ ungedruckt. „Wir sind ja nicht SigurRos, wenn man will, kann man das schon heraushören“, sagt Lorin grinsend. Es lohnt sich. Oder wie Kante sagen: „Wir sehen die Welt mit anderen Augen, seitdem wir draußen sind.“

Me Succceds – Riemerling (Sunday Service/Hausmusik/Indigo)