Maya Jane Coles
Neues aus der Kategorie Dinge, die man einer Frau niemals, niemals sagen sollte: „Ich finde, du hast ein bisschen Ähnlichkeit mit Skrillex.“
Hin und wieder macht es ja aber auch Spaß, als Erstes gleich mal verbrannte Erde zu hinterlassen, um dann zu sehen, was man nachträglich wieder gut machen kann. Also bitte: Maya Jane Coles hat ein bisschen Ähnlichkeit mit Skrillex. Sie hat denselben blassen Teint, sie hat auch so eine komische asymmetrische Frisur, die man sich ständig aus dem Gesicht wischen muss, und sie scheint ebenfalls ein Faible für Piercings, Tunnels und Eyeliner zu besitzen. Auch sie grinst zumeist etwas verdruckst in die Kamera, außerdem hat sie sich – genau wie der narbige Drop-Gott – einen Platz auf der „25 DJs That Rule the Earth“-Liste des „Rolling Stone“ ergattert.
Hier hören die Ähnlichkeiten dann aber auch auf, also der Versuch der Wiedergutmachung: Die Musik nämlich, mit der es Coles auf besagte Liste geschafft hat, hat nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun, was Herr Sonny John Moore so fabriziert. Zwar bringt auch die Londonerin unter dem Alias Nocturnal Sunshine gelegentlich Dubstep-Tracks unters Volk, aber es ist der Dubstep der guten Seite – subtil, kredibil und britisch, nicht jener akustische Schwanzvergleich, von dem sich James Blake einst so angewidert abwandte. Und sowieso ist das nur eine Facette ihres umfangreichen Schaffens.
Zusammen mit Lena Cullen kleidet sie als She Is Danger Songs von Massive Attack oder den Gorillaz in ein elektronisches Dub-Gewand, vor allem aber erkundet die 24-Jährige unter ihrem eigenen Namen seit 2008 auf zahlreichen Singles und EPs die verschiedenen Spielarten des House, von Deep über Tech bis Minimal. Mit „What They Say“ rotierte sie 2011 in Dauerschleife auf den Plattentellern der einflussreichsten DJs weltweit, es gab ein „Mixmag“-Cover, Mixe für die renommierte DJ-Kicks-Reihe und die BBC, und einen Reigen an Platzierungen in den einschlägigen Jahresbestenlisten. Dabei scheint all das nur eine Aufwärmübung gewesen zu sein. Mit ihrem Debüt COMFORT folgt nämlich nun der nächste logische Schritt, der Maya Jane Coles wohl weit über die Kreise ihrer Szene als feste Größe etablieren wird. Der bisherige musikalische Output der Künstlerin findet sich hier gebündelt und angereichert mit zahllosen Einflüssen von TripHop über R&B bis Indie. Zusammen mit einer beeindruckenden Reihe an Gästen (Tricky, Karin Park, Nadine Shah, Miss Kittin ), die sich nahtlos ins Gesamtbild einfügen, schafft Coles warmen, dunklen, verträumten House-Pop, dessen hypnotischer Sogwirkung man sich kaum entziehen kann.
Egal also ob in Clubs, Bars, Festivals, After-Hours oder überteuerten Klamottenläden: Maya Jane Coles wird man in den nächsten Monaten wohl überall begegnen; vor allem dort, wo Menschen die Musikauswahl treffen, die etwas auf ihren Geschmack halten. Und man kann sich darüber nur in höchstem Maße freuen! Sind wir wieder gut, Maya?
CD im ME S. 5, Albumkritik ME 7/13
Früher hat MJC Musikproduktions-Workshops für Londoner Jugendgruppen gegeben.
Die Künstlerin designt nicht nur ihre eigenen Artworks, sondern auch ihre eigenen Tattoos.
Das erste Tattoo hat sie sich gleich mal an die Seite ihres Kopfes stechen lassen.
Sieht aus wie: Skrillex
Klingt wie: Lindstrøm & Christabelle, Azari & III, Carte Blanche