Martin Scorsese: Streamingdienste werten Filme systematisch ab
Der Wert eines Films werde „immer durch den Geldbetrag“ bestimmt, so der Regisseur.
Der US-amerikanische Star-Regisseur Martin Scorsese geht mit der gegenwärtigen Filmindustrie, insbesondere den Streamingdiensten, hart ins Gericht. Seinem Ärger machte der 78-Jährige kürzlich in einem neuen Essay für das „Harper’s Magazine“ Luft. Seine Kritik lautete darin unter anderem: Die Kunst des Kinos werde „systematisch abgewertet“ und auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert. Von Werbungen bis zum aufwändigen Film – alles werde nur noch als „Content“ beschrieben, so Scorsese.
Eigentlich wollte Martin Scorsese in seinem Aufsatz die Filmografie des italienischen Regisseurs Federico Fellini loben, doch sein Unmut über die Entwicklung der Filmindustrie findet nun deutlich mehr Gehör. Obwohl Scorsese einräumte, dass auch er mit seinem Film „The Irishman“ auf Netflix profitiert, äußerte er die Sorge, dass gute Filme zukünftig kaum mehr von anderen Inhalten zu differenzieren sein werden. „Es wurde eine Situation geschaffen, in der dem Betrachter alles auf Augenhöhe präsentiert wird, was demokratisch klingt, aber nicht ist.“
Filme werden alle über einen Kamm geschert
Er stellte zudem die Frage auf: „Wenn Inhalte durch Algorithmen ‚vorgeschlagen‘ werden, die auf dem basieren, was Sie bereits gesehen haben, und diese Vorschläge nur auf Themen oder Genres aufbauen: Was macht das dann mit der Kunst des Kinos?“ Anschließend warnte Scorsese Filmemacherinnen und Filmemacher vor der Annahme, dass das Filmgeschäft etwas gegen diese Entwicklungen unternehmen werde. Schließlich richte sich die Filmindustrie nur nach dem Geld und der Wert eines Filmes werde „immer durch den Geldbetrag bestimmt“, so Scorsese. Fellini-Filme wie „La Strada“ würden somit auf einer Streaming-Plattform mit einer Reihe anderer Filme über einen Kamm geschert werden und in Rubriken wie „Kunstfilm“ landen.