Madness – Bristol, Colston Hall


Erst war ich nicht sicher, ob ich nicht vielleicht doch in einem Konzert der Teens oder Bay City Rollers gelandet war.

Grund meiner Verwirrung: Unter den 2500 aufgekratzten Besuchern waren vielleicht 200 älter als 15 Lenze, der Rest hätte von Alters wegen in Deutschland kaum eine Konzerthalle von innen gesehen.

In England aber muß man wohl andere Maßstäbe anlegen. Die Kids wollten Madness und nur Madness. Das bekam auch die Frauenband Belle Stars zu spüren, die nach einem überzeugenden Auftritt statt wohlverdienter Zugaberufe nur „Madness, Madness“-Sprechchöre erntete.

Und dann kamen sie auch, vorneweg der klare Liebling der Kids: Suggs. Dahinter wohlpostiert unter einem muschelförmigen Zeltdach der Rest der Band. Mit „Embarressment“ klappte der Einstieg hervorragend, denn von der ersten Minute an, konnte man sich über einen glasklaren Sound und raffinierte Ausleuchtung der Zeltmuschel freuen. Vorne hatte Suggs zwischen den Songs etliche Hände zu schütteln, wurde ihm alle naselang das Mikrofon stiebitzt, das dann freundlich aber bestimmt von den Ordnern zurückerkämpft wurde. Chas, der andere Teil der Coco-Brothers, hielt sich derweil eher im Hintergrund, konzentrierte sich mehr auf gelegentliche Trompetenund Vokaleinsätze als auf die sonst von ihm gepflegte, beneidenswerte Choreographie. Da zog Mr. Barso an den Keyboards schon mehr Aufmerksamkeit auf sich, indem er sich am Piano noch in bewahrter Madness-Komiker-Tradition produzierte. Mit bestechender Präzision spielten sie sich durch die Titel der drei Langspielplatten, wobei die Titel der aktuellen LP ,7″ erstaunlicherweise genauso bejubelt wurden wie die bewährten Anmachnummern „Baggy Trousers“, „Nightboat To Cairo“ oder „My Girl“. Dabei haben sich Madness mit ihrer Mischung aus todsicheren Harmonien und purer Slapstick-Musik inzwischen weit vom eher schwachsinnigen Begriff „Ska-Band“ distanziert. Sie sind eine tolle, witzige Popband, die schlicht und einfach unbeschwerten Spaß bereitet. Das dürfte wohl auch den Kids klar gewesen sein, als sie nach drei tapfer erkämpften Zugaben erschöpft die „Madness-Party“ verließen.