M.I.A. München, Atomic Cafe


Hier wird keine Geschichte gemacht, hier bleibt nur das Stimmungsbarometer auf "heiter". Was heißt hier "nur "?

Es gibt noch Karten. Erstaunlich, da über keinen Debütanten der letzten Monate so viel geschrieben wurde – so viel Interessantes, so viel Gutes. Warum das Atomic ausgerechnet beim Auftritt von Maya I. Arulpragasam Lücken aufweist, bleibt zumindest denen ein Rätsel, für die der Ticketpreis von 26 Euro kein Argument zum Fernbleiben darstellt. Vielleicht genügt das aber ja doch einigen als Ausrede, die gelegentlichen Hopsern hinüber zu Beats und Sprechgesang nicht abgeneigt sind, 26 Euro aber dann doch gegen drei, vier DJs und zwei weibliche MCs aufrechnen. Ist Geiz also geiler als M.I.A.? Falsche Frage, weil: M.I.A. ist vielleicht süß und erfrischend und irre exotisch, um jene schweißhändigen Medien-Onkels zu zitieren, denen ein gewisser Wohnstuben-Rassismus und Onkel-Sexismus nicht auszutreiben ist, aber nicht auch noch geil. Jetzt aber ab vor die Bühne, wo sich ein zum Teil in Kluft und Geste HipHop-affines Publikum durchs unterhaltsame Party-DJing von der Kanzel aufwärmen läßt. Der nächste Jockey, Diplo, steht dann schon auf der Bühne und führt mit kickenden Bhangra- und Ragga-Tunes weiter an den Liveact heran. Der etwas schüchterne Schlacks bleibt auch gleich oben, er macht die Musik von M.I.A. Die bummst los, bummst noch doller als auf Platte, aber viel Arbeit kann der Schlacks damit nicht haben, mit den paar Stops-&-Go’s und Tunings. Maya und ihre stimmlich versierte Backing-Sängerin Cherry springen derweil über die Bühne und rappen und gurren und rufen und kauderwelschen so aufgedreht, als müßten sie den Melting-Pott der musikalischen Zutaten aus Kingston, London, Bombay, Rio alleine mit ihren Stimmen einheizen. Folgerichtig wird es „hot here“. Meßbar ist mit dem Thermometer, während das lange nicht mehr zum Einsatz gekommene Stimmungsbarometer einfach immer nur weiter „heiter“ anzeigt. Ist ja auch nicht schlecht, berücksichtigt man. daß einem dieser eine Typ ständig mit der Stadionhupe ins Ohr röhrt, und Danach-DJ Jan Delay vor allem 8Oer-Jahre-Hits rund um „Axel F’auflegt, die vor 15 Jahren auch nur noch als nervtötendes Hupen wahrgenommen wurden. Aber weil’s Pop ist, ist das inzwischen wieder anders. Fein so!

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