Lounge Legends: Eine Auswahl


„Natürlich ist Frank der beste Sänger dieses Jahrhunderts. Aber warum nur muss es mein Jahrhundert sein?“, haderte einst Bing Crosby. Keine Frage: Dylan, Elvis und eben Sinatra bilden das funkelnde Dreigestirn am Firmament der amerikanischen Pop-Musik. Hier sind fünf der brillantesten Alben, die der Mann aus Hoboken, New Jersey je einspielte. Dazu zwei Empfehlungen in Sachen Sammy Davis Jr. und Dean Martin:

IN THE WEE SMALL HOURS, Capitol 1955

Schluss mit Schmelz, Schmalz und Glückseligkeit: Kongenial begleitet vom Orchester Nelson Riddle taucht Frank Sinatra tief ein in den Blues, besingt die schwärzesten Stunden der Nacht, die Stunden, in denen einem der Schmerz über eine verlorene Liebe das Herz zerreißt, in denen man tränenblind in die Dunkelheit starrt und sich immer wieder diese eine Frage stellt: „What is this thing called love?“

ONLY THE LONELY, Capitol 1958

An nur drei Tagen – dem 29. Mai sowie dem 24. und 25. Juni 1958 – spielten Sinatra und Riddle den Großteil der Songs von „Only The Lonely“ ein, einem Meisterwerk, das nicht nur Iggy Pop für Franks definitives hält.“My finest Capitol album“, konstatierte der Meister selbst. Hier ist er der raue „Nighthawk“ mit dem weichen Kern, der in edlem Zwirn am Tresen lehnt und singt für sich und für all die anderen Einsamen da draußen. – „One for my baby and another one for the road.“

SEPTEMBER OF MY YEARS, Wea 1965

Sinatra war eben 50 geworden, und „September Of My Years“ das erste Album, auf dem er sich mit dem Älterwerden befasste: nie resignierend, mitunter wehmütig, immer würdevoll. Gordon Jenkins hatte nuancenreich arrangiert, Franks Gesang erreichte eine emotionale Tiefe, die einem heute noch den Atem raubt. Für das grandiose „It Was A Very Good Year“ gab’s einen Grammy.

SINATRA AT THE SANDS, Wea, 1966

Im Studio geriet Sinatras Zusammenarbeit mit dem Orchester von Count Basie nicht weniger als sensationell, und auch auf der Bühne schien die Kombination unschlagbar. Was dieser furiose Live-Mitschnitt aus dem „Sands Hotel“ in Las Vegas, Franks Wohnzimmer sozusagen, beweist.

LA. IS MY LADY, Wea 1984

Puristen werden die Nase rümpfen, dabei kann es keinen Zweifel geben: „LA. Is My Lady“ ist ein durch und durch majestätisches Alterswerk des damals 68-Jährigen, auf Hochglanz poliert von Quincy Jones. „The Voice“ indes verlieh selbst vermeintlich abgenudelten Klassikern wie „Mack The Knife“ oder „Stormy Weather“ neuen Glanz.

SAMMY & FRIENDS Rhino, 2000

Von Sammy Davis Jr, dem begnadeten Sänger, Tänzer und Entertainer, sind heute leider oft nur noch lieblose Kompilationen erhältlich. „Sammy & Friends“ ist anders: wunderbare Songs aus den Jahren ’60 bis ’69, teils im Duett mit Frank Sinatra („Me And My Shadow“) oder mit Dean Martin („Ain’t That A Kick In The Head“). Leider fehlt Jerry Jeff Walkers „Mr. Bojangles“, das in Davis’Version zum Lied für die Ewigkeit geriet. Deshalb sei hier auch die 4-CD-Box „Yes I Can – The Sammy Davis Jr. Story“ (Rhino) wärmstens empfohlen.

THE VERY BEST OF DEAN MARTIN – THE CAPITOL & REPRISE YEARS, Volume I + II EMI Electrola 1998 und 2000

Dino Paul Crocetti war der Mann für den gepflegten Exzess. Einen gut eingeschenkten Highball immer in Reichweite, avancierte er in den frühen Fünfzigern an der Seite von Jerry Lewis zum Superstar. Und genoss es in vollen Zügen. „Als ob man zwei Sechsjährige in einem Bonbonladen losgelassen hätte“, erinnerte sich Lewis später. Aber auch als Sänger war der Schauspieler und Comedian ungemein erfolgreich. Über 20 Alben spielte er zwischen 1962 und 1972 ein, 1964 verdrängte der notorische Frauenheld mit der Single „Everybody Loves Somebody“ sogar die Beatles von Platz eins der Charts. Wer in das Werk von Dean Martin eintauchen will, ist mit diesen beiden Greatest Hits-Alben bestens bedient.