Look and Feel
Downloadshops im Praxistest. Diesmal: Apple iTunes Music Store
Seit Juni 2004 hat der Apple iTunes Music Store auch in Deutschland seine virtuellen Pforten geöffnet: Mit Kampfpreisen von 99 Cent pro Song bzw. 9,99 Euro pro Album, 700.000 Titeln Repertoire und einer äußerst smarten Softwarelösung lassen die Apfel-Männer um Steve Jobs die digitale Konkurrenz alt aussehen. Dank der stylischen, allerorts Neid-erweckenden Unterstützung des iPod Players hat der amerikanische Download-Store bereits über 100 Millionen Songs verkauft und damit die US-Konkurrenz regelrecht niedergebügelt. Ob auch in Deutschland die anvisierten 70 Prozent Marktanteil erreichbar sind, wird sich zeigen.
Wereinen iTunes Music Store in Augenschein nehmen will, muss zuerst einmal die 20 MB große Player-/Browser-Software runterladen und installieren. Doch dann ist das Vergnügen perfekt. Die Software glänzt im besten silbrigen Apple-Licht: übersichtlich, intuitiv verständlich und cool anzusehen. Also gleich die aktuellen Lieblingsbands/-Alben in die Suchmaske eingetippt: Wilcos A GHOST 15 born ist leider nicht vorhanden, nur ältere Scheiben stehen zum Download bereit. Gleiches gilt für Morrissey (von dem immerhin acht CDs aus früheren Jahren abrufbar sindl. Dann, bevor die Stimmungskurve gerade schon etwas abzudriften scheint, drei positive Ergebnisse: Velvet Revolvers CONTRABANO, The Hives‘ tyrannosaurus hives und Beastie Boys‚ to THE 5 BOROUGHS! sind zu haben. Die eher mäßigen Resultate bezüglich weiterer typischer Indie-Anfragen IWhite Stripes, Franz Ferdinand etc.] lassen sich übrigens mit den bisher wenigen beteiligten Independent Labels erklären. Im Gegensatz zu den USA, wo über 500 Indies das Programm bereichern, sind in der Anlaufphase des deutschen Apple-Shops gerade mal 30 Firmen dabei. Ganz anders bei den Major Companys: Die fünf Großen sind im Boot und machen den iTunes Store zur wahren Repertoire-Fundgrube mit über700.000 Songs. Dabei kommen auch die Bereiche Jazz, Klassik, Filmmusik lendlich konnte ich mir das“.James Bond Theme“ runterladen] und sogar Audio-Books nicht zu kurz.
Doch wie immer soll hier auch kurz auf die Aktualität des Angebots eingegangen werden. „Augen zu und durch“ heißt es, als die Top 5 der Single Charts eingetippt werden müssen: „Dragostea Din Tei“ (O-Zonel,“.Space-Taxi“ IRaab und Co.], Sick And Tired lAnastacia], „Lebt denn dr alte Holzmichl noch“ [De Randfichten] und „Veo Veo“ (Hot Banditoz). Booaah -da weiß man echt nicht ob das NichtVorhandensein der Stücke positiv oder negativ gewertet werden soll! Lediglich Anastacia und De Randfichten gibt’s für 99 Cent. Etwas enttäuschend ist in jedem Fall, dass zum Testzeitpunkt auch nur zwei der Top 5 Alben zum Absaugen bereit stehen: wieder Anastacia und dann noch Silbermond.
Fazit: Der Apple iTunes Music Store hat das Zeug zum Spitzenkandidaten. Die Download-Preise bleiben absolut im Rahmen, also im Vergleich mit CD-Ladenpreisen auf einem Niveau, für das jeder Musikfreund Verständnis aufbringen kann – und so könnte dieses Angebot langfristig vor allem der klassischen Single den Garaus machen; die Bedienbarkeit und das so genannte „Look and Feel“ des Shops setzen Maßstäbe. Auch das Repertoire ist einzigartig – doch weist es momentan im Independent Sektor sowie in punkto Aktualität noch Lücken auf.