Lobe den Lou! Matthew Caws war früher selbst Musikjournalist
Darüber musste endlich mal geredet werden. Vielleicht hat der Mann ja ein paar gute Tipps für uns parat…
Für welche Zeitschriften hast du geschrieben, und wie lief es?
matthew caws: Ich schrieb damals für „Guitar World“ und „Guitar School“. Ich war aber Redakteur, habe also viel redigiert und wahrscheinlich nur einen Bruchteil von dem geschrieben, was du so monatlich schreibst. Ansonsten waren Interviews und Plattenrezensionen Teil meines Jobs. Später habe ich noch für die Beilage „El Pais Tentaciones“geschrieben.
Wen hast du so interviewt?
Ich habe unter anderem mit Mick Jones von The Clash, Boss Hog, den Beastie Boys, Pearl Jam und Lou Reed gesprochen. Zu Lou Reed schickte man mich mit der Mission, mit ihm über Musik zu reden. Lou Reed redet nämlich eigentlich nur über Gitarrenzubehör und Technik. Der Grund, warum Reed einem Interview mit „Guitar World“ zusagte, war dann auch die Gelegenheit, über seinen neuen, unglaublich teuren Verstärker zu sprechen, (lacht) Ich machte den Fehler, ein paar Freunde von mir, die schon mal mit Lou Reed zusammengearbeitet haben -zum Beispiel den Schlagzeuger Fred Mäher-, zu fragen, ob es etwas gibt, über das man mit Lou keinesfalls reden dürfe. Sie zählten alles auf, was interessant sein würde: Drogen, Sterling Morrison,John Cale, Bisexualität, Andy Warhol. Es blieb also so gut wie nichts mehr übrig. Im Grunde genommen musste ich die ganze Zeit wiederholen, wie großartig die eine oder andere neue Textzeilevon ihm ist, damit er nicht den Raum verließ. Er sagte dann:“Hm, diesen Text findest du also gut? Ja, du hast Recht er ist ziemlich brillant.“
Hast du deinen Job geliebt oder hat er dich – das ist ja immer die Gefahr, wenn man sein Hobby zum Beruf macht nicht auch gehörig desillusioniert?
Oh nein, ich finde es großartig, über Musik zu schreiben, und ich verehre Leute, die das gut können. Ich liebe Nick Kent. Lester Bangs war fantastisch. Ich mag sogar den N ME, da gibt es Schreiber, die mich zum Lachen bringen. Ich habe meinen Beruf genossen, auch wenn ich nicht besonders gut darin war. Es waren zwei der besten Jahre meines Lebens, und wenn es nicht mit Nada Surf losgegangen wäre, hätte ich weitergemacht. Du wirst es nicht glauben, aber bis genau einen Tag vor den Aufnahmen zu unserem Debüt high/low habe ich geschrieben.
Mit welchem Musiker hast du dich am besten unterhalten?
Das Interview, an das ich am liebsten zurückdenke, ist das mit Noel Gallagher. Ich traf ihn in der Hotellobby, und er war einer der nettesten Menschen, die ich je getroffen habe-intelligent, lustig und bescheiden. Bis zu dem Moment, in dem ich mein Diktiergerät einschaltete: Da fing er sofort an, einige extrem aufgeblasene und lächerliche Dinge zu sagen. (lacht) Der Typ ist ein echter Profi.
Hattest du Angst davor, einen Musiker zu treffen, den du richtig vergötterst -Angst, dass die ganze Magie dadurch verschwindet?
Nein, das war schon okay. Ich war und bin riesiger Pavement-Fan, und trotzdem war es kein Problem für mich, Stephen Malkmus zu treffen. Eine Freundin von mir ist mal mit einem legendären Musiker aus den Sechzigern ausgegangen. Sie konnte danach leider nur wenig Gutes über ihn berichten. Aber höre ich deshalb seine Platten nicht mehr an? Nein.