Little Steven
Die ersten Tränen seines Lebens vergoß er an einem 8. Dezember. Genau gesagt, am Abend des Todestages von John Lennon. „Wir hatten einen Gig in New York. Ich wollte nicht spielen, aber Bruce Springsteen sagte nur: .Alter, jetzt erst recht:“ Er litt Qualen, stand das Konzert aber durch.
Gefühle, vielleicht sogar nach außen gezeigte, waren nie Little Stevens Sache. Er wuchs in den Ruinen der Bronx auf. Da gab’s nie Diskussionen, der Stärkere hatte immer recht. Und das war nicht selten Steve. Stolz zeigt er noch heute seine Totenkopfringe an den Fingern. „Trophäen von besiegten Gegnern“, lacht er schallend.
Zur Musik kam er übers Radio.
„Die alten Blueser, das ging echt ab.“ Seine erste Klampfe klaute er einfach. Stupide spielte er die Riffs seiner Vorbilder Albert Lee und Chuck Berry nach. Als die Beatles ihr erstes Konzert in den Staaten gaben, stand Steve in der ersten Reihe, um sich „Lennons Riffs“ abzugucken. Ende der 60er gründete er seine erste Band, irgendwann gesellte sich Bruce Springsteen dazu. Als der zum „US-Superstar“ aufgebaut wurde, holte er Steve wieder dazu. Inzwischen hat sich Steve auf eigene Beine gestellt. Zwei LPs hat er veröffentlicht (MEN WITHOUT WO-MEN, VOICE OF AMERICA). Ende August spielt er den „Rockpalast“ auf der Loreley, im September gehts auf Tour. Und Springsteen, der Nils Lofgren nun als Gitarrero für seine E-Street-Band anheuern konnte, verabschiedete seinen alten Kumpanen stilgemäß: Auf dem Inner-Sleeve von BORN IN THE U.S.A. findet man den Satz „Buon viaggio, mio fratello, Little Steven“.
Er ist Rock n‘ Roller, aber durchaus einer der 80er. „Die 60er waren toll, vor allem die Beatles und Stones, aber die 80er, die bringen die Power zurück“, meint er. Little Steven ist Rocker, rund um die Uhr. Er schreckt aber auch nicht davor zurück, mit seiner Frau, einer gefragten Ballettänzerin, in die Oper zu gehen.
Das sieht dann so aus: Turnschuhe, schwarzer Zwirn, Kopftuch und besagte Ringe. Sein klassischer Favorit? „Tschaikowsky. -I like Schwanensee“, meint er zum Schluß. „Und sag‘ den Leuten, unter drei Stunden kommen sie nicht aus meinen Konzerten. Dafür trainere ich täglich zwei Stunden meine Fitness.“