Kyuss


„Aufgepaßt, Freunde! Demnächst gehen wir auf Tour“, tönte Kyuss-Sänger John Garcia noch vor kurzem bei ‚Viva‘. Und in der Tat: Man durfte gespannt sein. Obwohl eigentlich gar nichts schiefgehen konnte. Denn schließlich hatten die Amerikaner die Songs ihres erfolgreichen Albums ‚And The Circus Leaves Town‘ im Gepäck, dazu die grandiosen Melvins als Vorgruppe.

Und doch ist schon nach dem dritten Stück klar, daß Kyuss‘ sonnendurchglühte Metalmucke aus der kalifornischen Wüste die Gemüter heute abend nicht erhitzen wird. Klar, die leicht entflammbaren Mosher und Headbanger in den ersten drei Reihen sind mächtig begeistert. Aber das wären sie auch, wenn sie ihren Kopf ins Triebwerk einer Concorde halten dürften. Bass und Gitarre operieren in einem Lärmbereich, der selbst eine steifgetragene Levis zum Flattern bringt -— tief und röhrend und außerdem so breiig, daß selbst der falscheste Akkord nicht auffallen würde. Doch das gewagte Aufdrehen ohne Rücksicht auf Verluste fordert seinen Tribut: Nach einer Viertelstunde verabschiedet sich mit heftigem Knirschen eine Monitorbox. Doch Kyuss läßt das völlig kalt. Als ob kein Mangel an Ersatzteilen bestehe, drischt die Band in der ersten Hälfte der Show weiter ihre wuchtigen, kurzen Stücke aus den Instrumenten. Derweil bemüht sich Sänger John Garcia mit hoher, kreischender Stimme um Bühnenpräsenz. In der zweiten Hälfte dann lange, psychedelisch angehauchte Passagen, in denen die Band dem Feedback frönt. Gitarrist Josh Homme hat die Musik von Kyuss mal mit Ketchup verglichen, „das sich seinen eigenen, langsamen Weg bahnt“. Wäre es so zäh wie die heutigen Songs, käme es wohl nie aus der Flasche.