Kurz & Live
Die popkulturelle Höchststrafe: Die Beach Boys beim Tollwood-Festival in München. Vor dem Zelt versucht gerade ein Besucher, seinen Gesprächspartner am Handy davon zu überzeugen, doch noch zu kommen: „Das ist eine alte Band mit einer Reihe relativ guter Songs“. Besser: Das ist eine neue Band, die sich „Beach Boys“ nennt und die alten Songs der Beach Boys spielt. Hey, immerhin ist Mike Love dabei, immerhin der Cousin von Brian Wilson, immerhin ist Bruce Johnston bei den „Beach Boys“, also zwei, die früher auch mal bei den Beach Boys waren. Keine Frage, „California Girls“, „I Get Around“, „Sail On Sailor“ und das ganze Zeug kommt relativ „authentisch“ daher, so dass auch die Hörer von Hit-Radio Antenne Bayern keine Probleme beim Wiedererkennen haben. Oktoberfeststimmung im Saal. Wer sind die bedauernswerteren Kreaturen? Die alten Männer, die sich auf der Bühne zum Horst machen, oder ihre Altersgenossen, die davor das Gleiche tun? Aus, raus, nach Haus. Ein paar Zelte weiter bringt gerade irgendeine Coverband irgendeine Stimmung auf irgendeinen Siedepunkt. Lenny Kravitz‘ „Fly Away“ straight into „Highway To Hell“. Mindestens so authentisch wie die „Beach Boys“. (KO)
Weil’s so schön war im Frühling (und weil offenbar ein heißes Eisen geschmiedet werden will) kamen im Juli Calexico auf Tour-Nachschlag vorbei. Und spielten in der trotz Biergartenwetters rappelvollen Münchener Muffathalle eine zauberhafte Show, die viel entspannter wirkte als bei der Großtour im März, Covers von Dylans „4th Time Around“ und Loves „Alone Again Or“ (Geniestreich!) sowie einen Gastauftritt von Americana-Pionier und Wahl-Karlsruher Chris Cacavas inklusive. Zum Dank gab’s vom Publikum Euphoriebekundungen, mit denen sich momentan nur Robbie Williams messen kann. (JOLS)