Kurz & Live
Studio Braun, München, Kranhalle: Wenn man einen Witz erklären muss. ist er nicht mehr witzig. Und wenn man ihn nacherzählen bzw. überhaupt „Witz“ nennen kann, ist er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von Studio Braun. Deshalb muss ob der München-Gala der drei Hamburger Humor-Dekonstruktivisten auch schier die Berichterstattung versagen. Man sollte selbst erlebt haben, wie sich Mega-Serge Jaques Palminger alias Hans Fuchs, Rocko Schamoni alias [neuerdings und vielleicht auch tonight only] 14 Euro und der schwer übertreffliche Heinz Strunk einen Abend lang mitunter sehr eigenartig geformte Bälle zuspielten. Das Ur-Metier des Studios, der gekonnt eingefädelte Telefon-Gag (nicht zu verwechseln mit dem Telefon-Terror vieler grobschlächtiger Nachahmer], ist dabei weiter an den Rand gerückt. Von solcherlei vergleichsweise starren Formen hat sich das Rat Pack der guten Laune längst freigemacht und brannte stattdessen ein schlapplachenmachendes Feuerwerk dessen ab, was wir Nicht-Hamburger weiterhin behelfsmäßig „Hanseatischen Humor“ nennen müssen. Featuring: Musik, Lyrik, Mitsingspiele, ein Diavortrag über LSD und Strunks „Computerfreak mit live gesungenem Soul-Sample von Palminger. Wie gesagt: Man kann das nicht erzählen.
Mouse On Mars München, Bavaria Open, BR-Rundfunkgebäude: Wenn man sich dann, so nach 15, 20 oder spätestens 35 Minuten, keine Fragen mehr stellt – zur Machbarkeit von elektronischer Musik live in concert jenseits von Durchschaubarkeit zum Beispiel -, sondern nur noch Zuschauer, Zuhörer, Empfänger, Ein- und Aufsauger, Durch-sich-Durchlasser ist, dann schenkt einem so ein Konzert in der Folge meist etwas mehr als nur laute Musik, Ohrenbrausen, unverlangte Gesprächsfetzen, Schweiß und einen trockenen Mund trotz Bierkonsum. Mouse On Mars sind für eine solche Erfahrung von Wucht und Licht und Wow ein besonders heißer Tipp, weil sie auf dem Papier eben genau das garantiert nicht sind sondern Bastler eben, verkopfte Typen, das glatte Gegenteil von Rock. Doch dann fährt einem diese Musik in die Knochen. Mächtig, wuchtig, dolle rein. Und sie rockt. Sie rockt im Dub, in 2 Step, in Rap und Kraut, Loops und Loopings. So sehr, dass man sich dann eben alle Fragen schenkt, auch danach, wie es sein kann, dass da gerade mal drei Typen …? Und was kommt da nun aus der „Konserve“ und was …? Und, sagen Sie mal, gelten denn die alten Stilgrenzen heute gar nichts mehr?? Nee, bei Mouse On Mars eben genau so viel.