Kurz & Klein


Wie viele CDs haben Sie zu Hause, die KEIN Yo-La-Tengo-Album sind? Wir schätzen: einige. Jedenfalls mehr als Yo-La-Tengo-Alben. Geht uns genauso. Es muss also eine Bewandtnis haben, wenn eine CD mit einem Sticker versehen ist, der zu informieren sich bemüßigt fühlt: “ This is not the neii‘ Yo La Tengo album“. Und haargenau: Condo Flicks ist das Pseudonym von – richtig – Yo La Tengo, unter dem die zu allem fähigen Drei aus Hoboken auf FUCK-BOOK (Matador) im No-Fi-Garagensound lustig elf Coverversionen herunterhauen, von Kinks über Richard Hell bis Slade. 31 Minuten, eingespielt laut Linernotes von 3:00 bis 3:35 Uhr am 26. März 2008. Also fast in Echtzeit. Was man hört. Was okay ist. Aber man freut sich doch mehr… auf das nee Yo La Tengo album. “ This is not the new Yo La Tengo album either“ könnte man auf INSIDE Y01R fil/ITAR (4AD/Beggars), dem Debüt der Briten It HllgS Back vermerken, klingt doch gleich der erste Song 1:1 nach YLT in ihren kontemplativ-schönsten Momenten. Dann nimmt die Platte maßvoll Fahrt auf und bewegt sich in cier Folge zwischen zauberhaft verorgcltem Haulewald-Dreampop und liebevoll instrumentierten, feinghedngen 80s-Gitarrenpop-Ohrwürmchen. Schön. Weniger verträglich kommt Pepi Ginsberg daher. Die Songwriterin aus Brooklyn polarisiert auf ihrem hübsch folkig-akustischen Album RED (Park the Van/RTD) mit einer recht speziellen, mäandernden Singweise, die man in Richtung Chan Marshall auslegen und „gorgeous“ (Pressestimme im Platteninfo) finden kann. Diesem Autor drängt sich als Vergleich eine Mischung aus Julie Delpy und Bob Dylan ca. NASHVJLLE SKYLINE auf, und er würde Pepis Gesang eher als, sagen wir: „ausgesprochen nervtötend“ beschreiben. Wer hinter dem Namen Elvis Perkins weiterhin einen cleveren 50s-Rock’n’Roll-Revivalisten (Elvis Presley/Carl Perkins, zwinker zwinker) vermutet, ist weiterhin schief gewickelt. Elvis ist der Sohn von Anthony „Psycho“ Perkins, und der war eben Elvis-Fan. Der Sohn macht auf seinem zweiten Album ELVIS PERKINS IN DEAR-LANU (XL/Beggars) ein sehr sympathisches und musikalisch einnehmendes Songwriter-Ding irgendwo zwischen dem unschuldigen Charme eines Buddy Holly (also doch! Nein.) und so cleveren (also doch! Nein.) wie herzgebi Ideten Americana-Schräglingen wie Clem Snide. Und wer anhand des Namens vermuten würde, SchwervOü! sei ein neues Berliner Junge/Mädchen-Duo mit frechen Texten und rrashigem Pop, ist schon wieder schief gewickelt. Vielmehr handelt es sich um ein mittelaltes Mann/ Frau-Duo aus Brooklyn – er an der Gitarre, sie am Schlagzeug, beide singend -, das schon in der Antifolk-Schublade verortet wurde. Und dessen viertes Album I.OVf lil.OW (Sitzer) lo-fi und nett dahinbollert zwischen der Kills-Garage und dem Minimalismus der frühen Scout Niblett. Archaisch-gravitätisch geht’s zu auf THE ISLAND MOVED IN THE STORM (Modulor/Broken Silence) des „folk singer and banjo player“ (Selbstauskunft) Matt BailCT, einem vermutlich nicht eben sonnigen Gemüt, das sich hier in delikat instrumentierten – Banjo, Piano, Rutschigitarre, Fiedel, elfenhafte Harmoniegesänge -, ätherisch-melancholischen Songs Luft macht, die wir jetzt einfach mal in die Nähe von Sufjan Stevens, Scott Matthew und Iron & Wine rücken. Und wer das alles Pipfax findet, soll sich halt 65daysofstatic reintun. Die Sheffielder haben mit ihrem gesanglosen, gern auf sonisehe Verstörung abzielenden Post-/Mathrock — man denke in Richtung Mogwai mit Elektro – eine Support-Welttournee lang das Publikum von The Cure erschreckt und aus zwei Auftritten in New York die Liveplatte ESCAPE FROM NEW YORK (Monotreme/Cargo) gebauc. Vorrangig für Fans. Sagen wir jetzt mal ganz wertfrei.