Kristof Schreuf ist tot
Kristof Schreuf ist im Alter von 59 Jahren in Berlin verstorben. Der Musiker und Autor war prägend für die Hamburger Schule.
Kristof Schreuf ist tot. Der Musiker und Autor verstarb bereits am am Mittwoch (09. November) in Berlin.
In den Jahren 1988 bis 1991 war der am 1. Mai 1963 in Frankfurt geborene Schreuf als Sänger und Texter Teil der Hamburger Indie-Band Kolossale Jugend und damit Vorreiter der so genannten Hamburger Schule, die später Bands wie Blumfeld, Die Sterne und Tocotronic hervorbrachte.
Die Nachricht über seinen Tod wurden unter anderem in der „taz“ und „junge Welt“ verbreitet, für die er seit den 90er-Jahren immer wieder als Journalist tätig war. Die „taz“ schrieb über ihn unter anderem: „Kristof Schreufs Gesang hatte unendlich Spaß am Lärm, war fast ein Sirren, ein sirenenhaftes Insistieren und durchaus zorniges Zurechtrücken. Er war, wie alle, angloamerikanisch sozialisiert, und versuchte, das Befreiende von Rock’n’Roll – allen Lügen und Mythen zum Trotz – für sich zu klären, darum sang er auf Deutsch: „Morgenstunde/Lautlos kreischen“; „Mein, mein/Noch einmal sagen/Nicht genau und Ende klar“, „Der Text ist meine Party“.“
Die „Junge Welt“ schrieb: „Seine Begeisterung war ansteckend. Wenn Kristof Schreuf anrief, spürte man durch den Hörer, wie sehr er für sein jeweiliges Anliegen brannte. Man konnte sich dieser Freude kaum entziehen, war sie doch gepaart mit einer besonderen Sensibilität, die den Künstler verriet. Naturgemäß ging es dabei meist um Popmusik.“
Label und Bookingagentur Buback haben sich via Instagram ausführlich über Schreuf und seinen Tod geäußert:
Tocotronic haben via Facebook Abschied von Schreuf genommen und bezeichnen ihn als „ein Vorbild und herzlich unbequemer Wegbegleiter. […] Sein Enthusiasmus war ansteckend und manchmal gab´s auch eine Gardinenpredigt. Er war irgendwie immer da und hörte bis zuletzt nie auf, Krach zu schlagen. Let there be Rock, lieber Kristof, wo auch immer du jetzt bist.“
Thorsten Nagelschmidt, Buchautor sowie Sänger und Gitarrist von Muff Potter, erinnert sich auf Facebook und Instagram wie folgt: „Ich erzählte ihm von der bevorstehenden Muff Potter Reunion und von meinen gelegentlichen Zweifeln, ob das so cool sei, eine Band-Reunion. Kristof packte mich bei den Schultern und sagte: „Nagel! Du musst das machen! Ihr seid eine Band! Bands sind das Größte, so was hat nicht jeder!“ Er erzählte mir von zurückliegenden Streitereien in seinen Bands BRÜLLEN und KOLOSSALE JUGEND, und wie er es trotzdem jeden Moment zu wertschätzen gewusst habe, diese Menschen gefunden zu haben, mit denen er laute Rockmusik spielen kann. Leute kamen und haben uns ermahnt, wir wären zu laut, die Veranstaltung lief schon, doch ich dachte nur: Ja Mann! Danke“. Nagelschmidt bezeichnet Schreuf als „meinungsstark, melodramatisch, sensibel, wach, interessiert und unfassbar herzlich. Er war ein großer Musiker und Texter. Vor allem aber war er unkorrumpierbar. Er war ein Gigant.“