Kraft aus dem Fjord


Der gute alte Rock’n’Roll, der ist ja eigentlich ein Amerikaner. Wegen Gruppen wie Turbonegro oder den Hellacopters geht er aber seit Jahren auch locker als Wikinger durch. Wer sich darüber noch ernsthaft wundert, sollte sich zur Restüberzeugung Gluecifer zu Gemüte fuhren, die mit den Hellacopters (und einigen anderen) die Speerspitze des Skandinavian-Rock-Hype bildeten. Denn AUTOMATIC thrill, das inzwischen auch schon fünfte reguläre Album des Quintetts, rast so druckvoll und spaßig und melodisch geradeaus nach super vorne, wie man es selbst in diesen Tagen des fröhlichen Rock-Wurzelziehens nur selten hört.Woran das liegt? Vielleicht hat iigendwo zwischen den Fjorden ein naiver Glaube an die Kraft des Rock überwintert, vielleicht befördert die Mitternachtssonne über Oslo den Drang zum lustigen Exzess. „Wir haben mal als Punkband angefangen, aber da liegt im Endeffekt zu viel Frust drin „, erzählt Sänger Biff Malibu – ein rundlicher Kerl mit sympathischem Silberblick, der so gar nicht an einen Punkrocker erinnern will.

Auf der Bühne trägt Biff gerne eine korrekte Krawatte und bunte Polyestherhemden, die sich im Achselbereich ruckzuck vollschwitzen lassen – ganz im Gegensatz zum lederbewehrten Krawallmacher Captain Poon an der Gitarre, neben Biff der einzige „Überlebende“ der 94er-Urbesetzung. Obschon gerade mal in den 3oern, dürfen sich die Musiker – allesamt Liebhaber alter Opel-Autos mit Vinyldach – als Veteranen fühlen: ohne Gluecifer keine Hives, so einfach ist das. Biff aber winkt ab: „Es ist einfach Rock’n Roll! Und im Moment erleben wir zum Glück wieder eine Phase, wo dieLeutevon Retortenmusik die Nase vollhaben und da sEchte suchen“. Eben automatischen Thrill statt vollsynthetischer Langeweile.