Inga Humpe und Tommi Eckart alias 2raumwohnung beweisen beim Blindtest der MUSIKEXPRESS-CD "Made In Germany Vol. 2" fundierte Kenntnisse der deutschen Musikszene.
In den CD-Spieler eingelegt und notiert von Martin Weber
Spliff „Deja vu
TOMMI ECKART: Das sind natürlich Spliff. „Carbonara“? Nee, das ist „Dejä vu“.
INGA HUMPE: Das hab ich damals schon nicht verstanden. Spliff fand ich schon immer richtig ätzend. Reinhold Heil ist aber ein netter Typ, mit dem wir auch befreundet sind. Der lebt heute in Kalifornien.
Nico „Secret Side“
BEIDE: Nico.
INGA HUMPE: Das ist so düster und traurig und vor allem voll ins Heroinloch. Tolles Harmonium.
TOMMI ECKART: Als das Stück losging, dachte ich zuerst an was Französisches. Schon beeindruckend auch, dass Nico sich getraut hat, ein so schlechtes Englisch zu singen.
Palais Schaumburg „Wir bauen eine neue Stadt“
TOMMI ECKART: (nach den ersten drei Tönen) Palais Schaumburg, „Wir bauen eine neue Stadt“. Finde ich absolut hervorragend. Mit dem Schlagzeuger hab ich auch einiges zusammen gemacht.
INGA HUMPE: Das klingt immer noch sehr zackig, guter Groove. Und Thomas Fehlmann an der Trompete ist klasse.
The Notwist „Day 7“
(Kollektives Stirn-in-Falten-Legen, Zögern)
TOMMI ECKART: Für mich auf die Schnelle nicht identifizierbar. Ein schön schaukelnder Beat, eine richtige Schaukelwelle.
INGA HUMPE: Jetzt hab ich’s – das sind Notwist. Sehr gut. Ich mag die Haltung, die hinter dieser Musik steckt. Die bietet Neuerungen und ist trotzdem zeitlos. Atmosphärisch sehr schön. Toll.
Selig „Mädchen auf dem Dach“
INGA HUMPE: Ist das Selig? Das ist Selig. Find ich gut. Der Typ wird nochmal ganz groß, ich hab nur Gutes von dem gehört. Sein letztes Solo-Album hat seine Plattenfirma verkackt. Ich wünsch ihm auf jeden Fall alles Gute.
2 Die Fantastischen Vier „Ein Tag am Meer
INGA HUMPE: Das ist ne Live-Aufnahme, es muss sich also hier um eine uralte Band handeln.
TOMMI ECKART: Genau. Wer veröffentlicht denn heutzutage noch Live-Aufnahmen? Das ist ganz klar schon mal ’ne Einschränkung. Aber warte mal… diese Live-Aufnahme hat eine Atmosphäre, da muss man sagen: Da lohnt sich das Hinhören.
INGA HUMPE: Fanta Vier. Super. Ich nehme mal an, dass es die MTV-Unplugged-Geschichte ist. Finde ich schon deshalb toll, weil die Fantas sich für die Umsetzung so viele Gedanken gemacht haben, da waren ja irre viele Leute auf der Bühne.
(CD-Wechsel, Inga hat sich gerade reingefuchst und fragt enttäuscht: „War’s das schon?“,)
Rheingold „Dreiklangsdimensionen“
TOMMI ECKART: Dafür, dass es 20 Jahre alt ist, klingt es sehr frisch. Gute Melodie. Das muss aber ein neuer Mix sein, klingt hier und da ein bisschen aufgepeppt.
INGA HUMPE: Die Komposition ist schön, genau wie das Thema. Und „Dreiklangsdimensionen“ ist einfach ein schönes Wort.
DAF „Der Räuber und der Prinz“
(Beide mit einem freudigen Lächeln im Gesicht und unisono nach schätzungsweise drei Tönen:) Jaaa! Ganz klar: DAF, „Der Räuber und der Prinz“.
INGA HUMPE: Genial und immer wieder toll, außerdem klingt das total aktuell (singt sofort mit).
TOMMI ECKART: Besser geht’s kaum. Ein Stück, das man selbst gern gemacht hätte. DAF haben dieses Jahr zur Love Parade auch wieder live gespielt. Ich hab’s selber nicht gesehen, aber mir erzählen lassen, dass es von der Ausstrahlung her gut gewesen seinsoll.
Die Sterne „Ganz normaler Tag“
TOMMI ECKART: Kommt da noch ’ne Gitarre? Peter Licht?
INGA HUMPE: Tocotronic? Sterne? Sterne! Ich find’s musikalisch nicht so aufregend, aber auch nicht so schlecht. Was ich mag, ist der Ansatz: Der Sänger ist halt ehrlich, Typ „verzweifelter junger Mann“. Klingt schlecht gemischt, aber vielleicht ist das ja auch bewusst so.
TOMMI ECKART: Eine gewisse luschige Haltung soll da schon sein, glaube ich.
H-Blockx „Risin‘ High“
INGAHUMPE: Sind das nicht Die Krupps?
TOMMI ECKART: Ganz klar ein Stück, das auf jedes Open-Air-Festival passt. Placebo oder irgend etwas in der Richtung? Obwohl: Dafür ist das wohl zu viel Crossover-Sound.
INGA HUMPE: Es rockt, daran besteht kein Zweifel. Aber keine Ahnung, wer das ist. Die klingen für mich wie Die Krupps. Haben die Musiker kurze Hosen an?
Blumfeld „Jet Set“
INGA HUMPE: Blumfeld!
TOMMI ECKART: Wir haben die mal live gesehen, und da hab ich auch kapiert, wie diese Band funktioniert und was sie ausmacht.
INGA HUMPE: Ich find’s furchtbar, dass die so was Konservatives haben. Einer ist der Chef, und die anderen machen so’n bisschen mit – entsetzlich.
TOMMI ECKART: Jetzt machen sie ja weniger Rock, sondern mehr so weichere Sachen. Der Typ von Münchener Freiheit singt aber viel besser.
