Kleine Klappen
Diese schwedischen Nu-Metaller sind netter als die Konkurrenz. Vielleicht nicht gleich die Freundin, aber Haustier, Grünpflanze und Großmutter würde man Simon Grenehed anvertrauen, ohne sich zu sorgen. Dierser junge Mann ist Blindsides Gitarrist, weswegen er hier nun sitzt und nette Sätze sagt wie: „Wer sich selber lobt, der prahlt.“ Blindsides Debütalbum auf dem deutschen Markt heißt „Silence“ Und wenn man die vier Musiker nach ihren Träumen fragt, sagen sie, dass es ihre Band nur gibt, „weil wir keine Wünsche haben. So können wir nicht enttäuscht werden. Und alles, was wir erreichen, begreifen wir als Geschenk.“ Ist das Gegenteil von Großmaul eine Kleinklappe? Bescheidenheit und Bodenständigkeit ist es, was die Skandinavier von den Übersee-Superstars Korn und Limp Bizkit unterscheidet. Vier Stunden später stehen die Stockholmer auf der Bühne des Hamburger „Grünspan“ und rocken sich das Hirn blutig. Wild springt der gertenschlanke Sänger Christian Lindskog hinter seinem Mikro her, Schlagzeuger Marcus Dahlström ganzkörperschwitzt, Bassist Tomas Naslund zuckt rhythmisch, und der vorhin noch so freundlich-zurückhaltend plaudernde Simon hüpft über die Bretter wie ein verdrogtes Rumpelstilzchen. Die Musik: ein Donnern, ein Dreschen. Komplexer Neo-Metal mit Schmutz an der Backe, live spektakulärer als auf dem auch nicht leisen „Silence“. Es ist ihr drittes Studioalbum, und nun sollen Blindside durchbrechen, hofft die Plattenfirma. „Wenn wir keinen Erfolg haben deren Problem“, sagt Simon. „Uns kümmert das nicht wir kommen aus dem Underground.“ www.blindside-silence.com