Kid Creole and The Coconuts – Göteborg, Scandinavium
Der Dschungel lebt Gezwitscher und Gekreisch ertönt, ab und an brüllt wildes Getier, eine Schiffssirene tutet verheißungsvoll. Die Schiffsglocke läutet zur Abfahrt, der Vorhang öffnet sich:
Welcome to the Life Boat Party!
Willkommen zur Reise durch eine musikalische Mixtur aus Großstadt und Dschungel, exotisch umrahmt durch ein beachtliches Bühnenbild: Vor New Yorks Silhouette ranken sich auf drei Ebenen bunte Plastik-Blumen und – Palmen. Das Vibrafon von Andy Hernandez ist mit einem Satinvorhang verkleidet, der mit Glitzerschrift verkündet, wer hier in Kürze rumtoben wird: the one and only Coati Mundi Der bewährte Shouter und Ähmacher „Bongo“ Eddie intoniert sein Intro, das Publikum soll schließlich in Stimmung gebracht werden. Die Bläser, prächtig in Form, unterstützen ihn und bewegen sich in rhythmischer Choreografie. Mitten im Bühnenaufbau ist ein Höhleneingang konstruiert, rechts und links von Papp-Wasserfällen umrahmt. Und aus eben jenem schreiten nun die fünf Hauptakteure Kid Creole, Coati Mundi und die noch bunteren Coconuts, bei deren Anblick die Schweden komplett ausrasten.
Im Höllentempo rast das Programm zunächst durch ein Potpourri der bekannten Creole-Hits. Der Sound ist, dem offenbar hörgestörten Mixer sei’s getrommelt und gepfiffen, hundsmiserabel. Feedback bei den Bläsermikros, die beiden (!) Schlagzeuger entschieden zu laut, Senor Elegante Darneil ebenso, so daß Coati und die Mädels leicht untergehen; aber das passiert schon mal bei einer Bootspartie.
Wenn die Kokosnüsse oder August sich umkleiden, respektive einen anderen Teil der Kulisse erklimmen, zeigt Gummiball Hernandez Artistisches, nicht zuletzt auf seinem Vibrafon. Sowohl er als auch die Damen bekommen diesmal erheblich mehr gesanglichen Spielraum.
Heute abend weist die Bootsreise noch einige Lücken auf, was das unerschütterliche Publikum offensichtlich nicht sonderlich stört. Wenn diese Show aber nach sattsamer Erprobung in Skandinavien und England bei uns über die Bühnen fegt, kann nach zwei Stunden für jeden nur noch eins als Motto des Abends gelten: „Any time is party time!“