Keith Mina Caputo
Das war dann doch mal eine Überraschung: Keith Caputo ist transsexuell. Im Hamburger Knust zeigt er sich seinen deutschen Fans erstmals geoutet.
Im Juli kündigte Keith Caputo per Twitter seine Geschlechtsumwandlung an. Fortan sei er/sie Keith Mina Caputo. Man muss sich die Irritation des durchschnittlichen Life-Of-Agony-Hörers als immens vorstellen, wimmelt es im Metal doch nicht eben von offen lebenden Transgendern, Schwulen und Bisexuellen. Die Spannung bei der ersten Tour nach dem Outing war entsprechend hoch. Wie würde sich Keith Mina präsentieren? „Null anders als vorher“, raunt ein Konzertgänger seinem Kumpel ins Ohr. Tatsächlich: Bis auf die schwarze Spange im längeren Haar und ein wenig dunklem Lidschatten sieht Caputo aus wie immer. Jeans, ein „The Stooges“-Tank-Top, das bunt tätowierte Arme freilegt. Spanner müssen enttäuscht sein.
Aber es wird im gut gefüllten Club schnell klar, dass die Leute für diese Stimme gekommen sind: Die zwar heute „etwas angeschlagen ist“, wie Caputo entschuldigend einwirft, aber immer noch Bäume entwurzeln könnte. Caputo singt, als gehe es um sein Leben. Das war beim todesschwarzen „River Runs Red“ nicht anders als bei neuen Songs wie „Alaska“, das fast schon wie ein Countrysong daherkommt. Vielleicht ist Caputo schüchterner als früher. Bedankt sich häufiger. Lächelt hie und da verlegen, wenn ihm ein Mann im Publikum sagt, „dass sie die Beste“ sei. Da braucht es kaum Agony-Klassiker, auch wenn „Angry Tree“ immer noch überzeugt. „Yes, I need this – like a hole in the head“, singt Caputo bei der Zugabe allein mit der Akustischen. Zum Heulen schön. Zwei gehauchte Kusshände, vorbei. Am nächsten Tag twittert Caputo wieder: „Danke für diesen Abend voll Liebe und Unterstützung.“