Keine Chemie? Richard Gere über das Knistern zwischen ihm und „Pretty Woman“ Julia Roberts
Richard Gere sprach auf dem 81. Filmfestival von Venedig über seine Karriere und seine Rolle in der Kultromanze „Pretty Woman“.
Richard Gere feierte dieses Jahr seinen 75. Geburtstag (31. August) auf eine besondere Weise: Er nahm am 81. Filmfestival von Venedig teil und teilte in einer exklusiven Masterclass seine Erinnerungen an eine fast 50-jährige Karriere.
Besonders im Fokus stand dabei seine Rolle des Edward in der romantischen Komödie „Pretty Woman“, die 1990 zum Hit wurde und ihn gemeinsam mit Julia Roberts endgültig zum Superstar machte.
In der Masterclass wurde Gere ein Clip aus dem Film gezeigt. Edward, der wohlhabende Geschäftsmann, spielt nachts melancholisch auf einem Klavier. Vivian, gespielt von Julia Roberts, gesellt sich zu ihm. Es entwickelt sich eine intime, sinnliche Szene, die das Publikum seit Jahrzehnten begeistert.
„Keine Chemie“ und die unerwartete Magie
Gere reagiert: „Keine Chemie“, scherzte er über die Anziehung zwischen den beiden Figuren. „Zwischen dieser Schauspielerin und diesem Schauspieler gab es offensichtlich überhaupt keine Chemie.“ Weiter beschrieb der US-Amerikaner die Szene als „sehr sexy“ und erkennt an, dass die Chemie zwischen ihm und Roberts auf der Leinwand elektrisierend war.
Interessanterweise stand diese ikonische Szene ursprünglich nicht im Drehbuch. Sie war größtenteils improvisiert. Regisseur Garry Marshall hatte Gere gefragt, was er spät nachts in einem Hotel tue, woraufhin er, der oft unter Jetlag leidet, erklärte, dass er sich meist an ein Klavier setze und spiele.
Marshall griff diese Idee auf und bat ihn, eine Szene zu improvisieren, die die innere Gefühlswelt seiner Figur widerspiegelte. „Spiel etwas Stimmungsvolles“, habe der mittlerweile verstorbene Regisseur gesagt, und so entstand die Szene, die heute als einer der emotionalen Höhepunkte des Films gilt.
Trotz der anhaltenden Popularität von „Pretty Woman“ hat Richard Gere im Laufe der Jahre eine kritische Sicht auf den Film entwickelt. Besonders die Darstellung seines Charakters und die zugrunde liegende Botschaft sind für ihn problematisch.
Besonders die „Yuppie-Mentalität“, seiner Figur Edward stört ihn. Er kritisierte die Vorstellung, dass Geld und Status die Grundlage für Beziehungen sein könnten. Heute gestand er, dass er lieber etwas Echtes und Wahres bevorzugen würde, das auf echter Liebe basiert.
Von „kleinem Projekt“ zum weltweiten Phänomen
Während der Masterclass in Venedig erinnerte sich Gere daran, wie er und das Team „Pretty Woman“ ursprünglich als kleines Projekt mit ungewisser Zukunft betrachteten. Er gestand, dass sie nicht erwartet hätten, dass der Film ein weltweites Phänomen werden würde. „Wir wussten nicht, ob jemand diesen kleinen Film jemals sehen würde“, gab er zu. Doch die Erwartungen wurden übertroffen und der Film wurde zu einem weltweiten Phänomen, das über 460 Millionen Dollar einspielte.
Interessanterweise geht der Schauspieler nicht nur kritisch mit seinen Rollen um, sondern auch mit dem Filmgeschäft selbst. Es ist weithin bekannt, dass Gere trotz seiner langen und erfolgreichen Karriere nie für einen Oscar nominiert wurde.
Dies hängt vielleicht mit einer Rede zusammen, die er 1993 bei der Oscar-Verleihung hielt, als er die chinesische Regierung wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen in Tibet kritisierte. Diese Aktion führte dazu, dass Gere für 20 Jahre von den Oscars ausgeschlossen wurde.