Kaufanleitung für a-ha: Mit diesen Alben lernt ihr die Kultband kennen

Unsere Kaufanleitung von a-ha: Das sind die besten Alben und Ausreißer der Band.


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Schon mehrmals hätte Schluss sein sollen, doch a-ha existieren noch immer. Was Mitte der Achtziger als norwegische Teenie-Sensation begann, hat sich zur soliden Bank für melancholischen Sophisticated-Pop entwickelt. Was an den drei Menschen dahinter liegt: Morton Harket – so schön, so gut bei Stimme –, Pål Waaktaar, das nerdige Genie, Magne Furuholmen, oft unterschätzter Co-Komponist. Das Wiederhören offenbart die Vielfalt des Frühwerks mit seinen großartigen Momenten im Schatten der Hitsingles.

ESSENZIELL

HUNTING HIGH AND LOW (1985)

Als das Debüt erscheint, gibt es a-ha seit drei Jahren – und haben Pål Waaktaar und Magne Furuholmen bereits eine Karriere bei der Psych-Rockgruppe Bridges hinter sich. Die zehn Songs kommen also nicht aus dem Nichts, an Petitessen wie „Love Is Reason“ wird dennoch deutlich, dass dies eine 80er-Popplatte mit Teenie-Zielgruppe ist. Der Kern des Albums besteht jedoch aus Pop-Brillanz.

Über „Take On Me“ müssen wir nicht reden, über das Titelstück schon: Es beginnt lieblich, bietet einen „Dead-Can-Dance-spielen-Pop“-Zwischenteil und endet auf dem Pomp-Olymp. Auch „The Blue Sky“ und „Here I Stand And Face The Rain“ sind exzellente Kompositionen, göttlich gesungen von Europas bestem Pop-Vokalisten der Achtzigerjahre: Morten Harket.
★★★★★

SCOUNDREL DAYS (1986)

Das Debütalbum mit seinen Hits macht a-ha zu Stars, die Band tourt, wird herumgereicht, das Label verlangt nach Platte Nummer zwei. Im Grunde kann das nicht funktionieren. Tut es aber. Waaktaar und Furuholmen begeben sich in einen Tunnel, produzieren teilweise selbst. Die Lyrics des Titelsongs sind so düster wie die Texte von Ian Curtis, auch Melodie und Arrangement erinnern an Gothic und Wave.

Klar ist das 80s-Synthie-Pop, aber hinter der Fassade gelangt kein Licht. „The Swing Of Things“ oder „The Weight Of The Wind“ bestätigen das Niveau, „Soft Rains Of April“ kann man sich als Cure-Stück vorstellen. Bezeichnend: Keiner dieser Songs wird eine Single. Wer nur die kennt, verpasst ein Pop-Meisterwerk.
★★★★★

MINOR EARTH / MAJOR SKY (2000)

Als a-ha 2000 nach längerer Pause zurückkehren (die erhoffte US-Karriere aus dem Fokus genommen), passt in Europa das Timing. Robbie und Kylie regieren, a-ha haben im Gepäck, was gefragt ist: eine fulminante Single. „Summer Moved On“ bringt Café-del-Mar-Feeling mit Radiohead-Melodik und Arena-Refrain zusammen, besser geht’s 2000 gar nicht. Die Beats haben den typischen Millennium-Groove, der sich bis heute gut im Radio macht. Vor allem aber stimmen die Melodien: einmal „Velvet“ hören, es tagelang im Ohr haben.
★★★★★

AUCH GUT

STAY ON THESE ROADS (1988)

Was a-ha anders als den Konkurrenten von Duran Duran gelingt: ein gehaltvoller Übergang vom Synthie-Pop der mittleren zum Pop-Rock der späten Achtzigerjahre. Die Platte ist furchtbar clean produziert, mit pseudo-muskulösen, digital generierten Hall-Snares und einigen nervigen Pseudo-Funk-Effekten.

Doch gelingt ihnen das gigantische Titelstück, platzieren sie ihren Bond-Song „The Living Daylights“ im Herzen der Platte, spielen sie mit „Touchy!“ und „You Are The One“ cheesy’n’charmanten 80s-Trash und geben sie dem Juwel „Out Of The Blue Comes Green“ fast sieben Minuten Zeit.
★★★★

EAST OF THE SUN, WEST OF THE MOON (1990)

Die Achtziger sind rum, auf den Fotos posieren die drei in Jeans, Westen und Piratenhemden, Harket trägt ein Kopfband, die neue Dekade verlangt nach geerdeten Outfits. Auch musikalisch ändert sich etwas: Harket singt tiefer, „Slender Frame“ ist ein Rocksong mit Gitarrenduellen und Schweineorgel, „I Call Your Name“ für den US-Mainstream konzipiert, Saxofon inklusive. „Crying In The Rain“ ist ein Cover der Everly Brothers, die Schlüsselzeile lautet: „Since we’re not together/ I pray for stormy weather.“
★★★★½

MEMORIAL BEACH (1993)

Der Versuch, a-ha in den USA noch größer zu machen, scheitert krachend, dabei besitzt MEMORIAL BEACH die Songs dafür. Allen voran „Dark Is The Night For All“, das wie U2 klingt, hätten die nicht ihre ZOOROPA-Vision verfolgt. Zwar wanzt sich die schreckliche Single „Move To Memphis“ zu sehr an die Zielgruppe ran, aber im Verlauf der Platte finden a-ha einen guten Weg, ihre Musik staubiger denn je klingen zu lassen. Und mit dem Titelstück gelingt ihnen sogar Barjazz.
★★★★

LIFELINES (2002)

Einen Radiohit wie „Forever Not Yours“ schüttelt das Trio mittlerweile locker aus dem Ärmel, klassischer Pop-Rock, dezent modernisiert und so arrangiert, dass die melancholische Note überwiegt: a-ha-Alben führen nicht dazu, dass man übereuphorisiert durch die Gegend hüpft.

LIFELINES schwingt sich im melodischen Mid-Tempo ein, Morten Harket erzählt allerhand Trennungsgeschichten. Interessant, wie sehr „There’s A Reason For It“ nach Travis klingt, dabei sind a-ha auch hier ganz bei sich selbst.
★★★★

MTV UNPLUGGED: SUMMER SOLSTICE (2017)

Mittsommer, eine Insel in Norwegen, a-ha spielen ihre Lieder im Andachtsformat. Das ist (ANALOGUE hat es gezeigt) nicht zwangsläufig eine gute Idee, aber natürlich ist der Katalog der Band so riesig, dass nicht viel schiefgehen kann. In den besten Momenten interpretieren die Band und das Begleitorchester die Songs kammermusikalisch, als Gäste sind Alison Moyet und Ian McCulloch von Echo & The Bunnymen dabei, der bei „Scoundrel Days“ mitsingt und „The Killing Moon“ mitgebracht hat. File under: hübsch.
★★★★

GEHT SO

ANALOGUE (2005)

Die eine a-ha-Platte, die es nicht auf den Streaming-Portalen gibt. Der Titel spricht Bände, ANALOGUE verzichtet größtenteils auf Synthies und Effekte, die Band setzt auf Handwerk: E-Gitarre, Piano, Schlagzeug. Die Songs sind prima, das Problem ist, dass a-ha in diesem Setting nur zwei Sorten davon spielen: Balladen (immer nett) und arena-artige Britpop-Hymnen (immer gleich).

Statt auf ihre kompositorischen Fähigkeiten, bauen sie hier auf Laut-leise-Dynamiken. ANALOGUE soll nach Fleiß klingen, wirkt in kreativer Hinsicht jedoch etwas faul und daher wenig überzeugend. Noch am besten: „Cozy Prisons“, auf das Chris Martin mit Neid blickt.
★★★

FINGER WEG

FOOT OF THE MOUNTAIN (2009)

Das Album ist unter den Fans nicht unbeliebt, die Warnung „Finger weg“ ist eine Übertreibung, aber hören muss man FOOT OF THE MOUNTAIN wirklich nur dann, wenn man alles andere schon kennt. Der Hit ist der Titeltrack – und ein Rip-off der dänischen Band Mew. Die anderen Songs besitzen einen digitalen Überzug, der ihnen die Luft raubt; „Riding The Crest“ zum Beispiel soll den Twang der 80er-Hits wiederholen, doch führt die Idee, Nostalgie und Gegenwartspop zu kombinieren, ins Leere.
★★

ABSEITIGES

Bevor Pål Waaktaar und Magne Furuholmen mit Morten Harket den richtigen Sänger fanden, spielten sie in der Band Bridges Psychedelic-Rock, gar nicht weit von der schwedischen Band Dungen entfernt. Die LP FAKKELTOG (★★★★) ist toll, zu haben ist auch die Compilation VAKENATT. Die Bandpause in den Neunzigern nutzte Morten Harket für seinen ambitionierten Alleingang WILD SEED (★★★★), auf dem er neben erwartbarem Pop auch vertonte Gedichte und eine rührende Cover-Version des finalen 10cc-Songs „Ready To Go Home“ bietet.

Pål Waaktaar spielt zusammen mit seiner Frau Lauren Savoy unter deren Nachnamen sowie als Teil des Duos Weathervane; zusammen mit der Tochter seines dortigen Bandkollegen schrieb er 2017 Songs für das Waaktaar & Zoe-Album WORLD OF TROUBLE (★★★★), eine prima Indiepop-Platte mit kleinen Hits wie „Tearful Girl“. Magne Furuholmen startete seine Solokarriere nach einigen Kollaborationsplatten erst Mitte der 2000er-Jahre, das Album A DOT OF BLACK IN THE BLUE OF YOUR BLISS (★★★★) von 2008 ist sein stärkstes und klingt, wie sich Chris Martin sein erstes Solowerk vorstellt.