Kanye West


Kanye wird oft falsch ausgesprochen. Der Vorname, der „der Einzige“ auf Swahili bedeutet, ist äußerst selten (auf der Beliebtheitsskala von US-Babynamen lag er 2005 auf Platz 889), weshalb ihn selbst Muttersprachler oft verunstalten („Kenny“, „Konnje“ etc.). „The Oxford BBC Guide To Pronunciation“ – ein Sprachführer für BBC-Moderatoren – hat einen eigenen Eintrag für West: Er wird „Kahn-yay“ ausgesprochen. Nachzuhören bei http://inogolo.com/pronunciation/diio/Kanye_West 2 Kanye ist populärer als CunsN’Roses. Von 808s & heartbreak, dem neuen Album des HipHop-Stars, wurden in der ersten Woche in den USA 450.000 Stück verkauft (Platz 1), von Chinese democracy dagegen nur 261.000. Das Guns-N’Roses-Album erreichte nur Platz 3, obwohl das Verkaufsdatum extra vorgezogen wurde, um mit acht statt sieben Verkaufstagen in den Charts registriert zu werden. Apropos

CHINESE DEMOCRACY…

3 In China fühlte er sich zum ersten Mal wie ein Star. Als Kanye zehn Jahre alt war, lebte er ein Jahr lang in Nanjing, wo seine Mutter Englisch unterrichtete: „Dos hat mich auf das Celebrity-Leben vorbereitet damals hatten viele Chinesen noch nie einen Schwarzen gesehen, weshalb ich ständig im Mittelpunkt stand.“

4 Englisch war nichtseine Stärke. Obwohl er durchaus sprachbegabt ist – in China schnappte er angeblich so schnell Wörter auf, dass er in Restaurants für seine Mutter übersetzen konnte -, scheiterte er am College ausgerechnet in Englisch. Da er die Prüfungen in seiner Muttersprache (Muttersprache in jeder Hinsicht: Seine Mutter war Vorsitzende des English-Departements) nicht bestand, verließ er die Chicago State University ohne Abschluss. Sein Debüt nannte er deshalb the College dropout.

5 808S& heartbreak ist kein Partyalbum. Man hört es seinem vierten Album an, dass Kanye kein leichtes Jahr hatte: Im November 2007 starb seine Mutter an Komplikationen, die bei einer Schönheitsoperation aufgetreten waren. Im Frühling 2008 zerbrach zudem die Beziehung zu seiner Verlobten, der Designerin Alexis Phifer. Sein gebrochenes Herz ist auch Thema der „Glow In The Dark“-Tour: Kanye widmete bei den Konzerten seiner Mutter den Song „Hey Mama“ sowie – zur Verwunderung der HipHop-Community – ein Cover von „Don’t Stop Believing“ von Journey.

6Journey?Alan Parsons?Tears ForFears? Er hat ein Faible für die Klassiker. Das aktuelle Album – das mit seinen warmen Klangflächen und Kanyes effektüberladenem Gesang eine Abkehr von reinem HipHop darstellt – enthält nur wenige Samples bzw. Adaptionen. Darunter: The Alan Parsons Project (der Panflöten-Sound von „Ammonia Avenue“ taucht in „Heartless“ auf) und Tears For Fears (Kanyes „Coldest Winter“ ist nah an „Memories Fade“).

7 Niemand glaubte an ihn. Weder seine Mutter (obwohl sie einst ihrem damals 13-jährigen Sohn 1000 Dollar für Aufnahmeequipment gegeben hatte, gab es monatelang Streit im Hause West, als Kanye die Uni schmiss) noch die Größen des Rap-Business. Auch als er bei Roc-A-Fella Records bereits Hits für Jay-Z produzierte, wollte man ihm keinen Vertrag geben. „Er hatte Gucci-Slipper und ein pinkes Poloshirt mit aufgestelltem Kragen an“, erinnert sich der damalige Chef Dämon Dash. „Es war klar, dass wir nicht aus demselben Holz geschnitzt waren.“ Auch andere Labels lehnten in ab. „Ich kann gar nicht sagen, wie frustrierend das war“, sagt Kanye. „Ich bin ständig heulend aus Meetings rausgekommen.“

8 Sein Debüt ist eines der erfolgreichsten HipHop-Alben derletzten zehn Jahre. Dass man ihn bei Roc-A-Fella Records später doch noch ans Mikrofon gelassen hat, dürfte das Label nicht bereut haben: the College dropout stieg 2004 auf Platz 2 in die US-Charts ein und erreichte dreifaches Platin. Es war für zehn Grammys nominiert und „Album des Jahres“ in den US-Magazinen Rolling Stone und Spin.

9″Kanye’s Blog“ seh reibt er selbst. Die Plattform www. kanyeuniversecity.com/blog/ nutzt er meist für Output, gelegentlich aber auch für Input: Im September ’08 postete er dort eine erste Version von „Love Lockdown“. Eine Woche später lud er eine neue Fassung hoch, deren Änderungen teilweise auf Comments der Leser zurückzuführen waren.

«1 f AufeinerSkala von 1 bis 10 würde er sich selbst eine J.U 11 geben. „Mir ist klar, dass mir geschichtlich die Stellung der, Stimme meiner Generation‘ zukommt“, sagte der 31-Jährige Ende 2008 der Nachrichtenagentur AP.

Rappen will er 2009 „nur noch am Wochenende“: Kanye will ins Modegeschäft einsteigen. Um Erfahrung für seine eigene Kollektion „Pastelle“ zu sammeln, hat er sich in London u.a. bei Louis Vuitton beworben. „Ich versuche, ein Praktikum zu bekommen“, sagte er im Dezember. Viel Glück beim Vorstellungsgespräch wünscht

CHRISTOPH LINDEMANN

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