Kante / KLF Köln. S.O.M.A.-Festival


Danke, für wunderbare Musik an einem sonnigen Sommerabend. Aber hatte Peter doch nur noch ein Lächeln übrig für das Publikum.

Schon zwei Tage vor Kantes erstem großen Live-Auftritt mit dem neuen Album zombi auf dem S.O.M.A.-Festival entern sie die Bühne, die Untoten. Sie treten aufin Gestalt der New Yorker Sängerin Wanda Dee und ihres rappenden Gatten, gehen sich aus als Wiedergänger der untergetauchten britischen Dancefloor-Helden KLF und sind doch nicht mehr als ein zu knapp bekleideter Etikettenschwindel. Die Geschichte der plakativ antikommerziellen und doch immens erfolgreichen Zauberlehrlinge Bill Drummond und Jim Cauty, die das Musikbiz zwischen 1987 und 1992 das Fürchten lehrten und mit kalkulierten Skandalen dessen Prinzipien offenlegten, erfährt so ihren traurigen Umkehrschluss: Eben weil die echten KLF ihre Tantiemen verbrannten, kann die geschäftstüchtige Wanda – einst die Stimme des KLF-Hits „What Time ls Love?“ – nun deren künstlerisches Erbe an die Wand fahren. Und das tut sie mit Schmackes. Den Besuchern des S.O.M .A. – Auftakt der über drei Wochenenden verteilten Kölner Elektronik-Sause c/o-pop – bleibt angesichts dieser komplett ironiefreien Geschmacklosigkeit nur die Flucht vor andere Bühnen im idyllischen Rheinpark und die Hoffnung aufbessere Auftritte. Die immerhin kommen: Die Sonne steht leider noch ein wenig zu hoch, um die ersten Klänge von Kantes sinfonischem Opus ZOMBI ins rechte Licht zu kleiden, und im Publikum keiner, der mitsingen kann, weil das Album erst wenige Tage danach erscheinen soll. Und dann besetzt da so ein norddeutscher Stoiker wie Peter Thiessen das Bandleader-Mikrofon und ist so gar kein bisschen locker. Nicht einmal ein kleines, schüchternes Lächeln fürs überwiegend ziemlich unkonzentrierte Publikum. Die Anflüge von Anmoderationen bleiben in Genuschel stecken. Daran müsste eigentlich noch gearbeitet werden, aber vermutlich braucht eine Band wie Kante einfach keinen solchen Rahmen. Wunderbar lyrische Hymnen wie „Schwaches Gift“, „Warmer Abend“ und „Wo die Flüsse singen“ bedürfen wohl wirklich keiner großen Gesten, dazu sind sie zu perfekt. Ohne aufmerksames Auditorium freilich versickern die sanften Songs ungehört im Sand vorder Festivalbühne. Wer nach drei Nächten zwischen Hippiekitsch und Technodonner noch Ohren hat zu hören, lässt die Seele von Kantes leisen, kraft- und phantasievollen Harmonien streicheln. Der Rest träumt von Wanda Dees dicken Dingern. Und wird es nie begreifen.