Kante
Hot Hot Heat im Berliner Festsaal Kreuzberg: Die Theaterband gibt ein schweißtreibendes Comeback in Rock.
Der Festsaal Kreuzberg ist einer der schönsten der kleinen Veranstaltungsorte der Stadt. Direkt am Kottbusser Tor gelegen, wo die Junkies auf die Hochwasserhosen-Hipster treffen, innen mit einer geräumigen Galerie und gemütlicher Holzverkleidung ausgestattet. Trotzdem kann man sich nicht vorstellen, warum Bands hier im Sommer freiwillig spielen. Der Festsaal ist weder klimatisiert noch gibt er Luft die Chance zu zirkulieren. Peter Thiessen, mit weißem Hemd und Strohhut im unfreiwillig passenden Safari-Look, klagt nach dem zweiten Song, er sei bereits jetzt so durchnässt wie sonst nach zwei Stunden Show. Erst in diesem Kontext fällt auf, wie oft Kante mit der Wärme-Metapher in ihren Texten arbeiten: In „Schwaches Gift“ heißt es: „Ich fühl die Wärme in den Venen, in den Muskeln, in den Sehnen“, „Die Tiere sind unruhig“ beginnt mit der Zeile „Es ist heiß und es ist schwül“, in „Du hältst das Fieber wach“ wird „der Schweiß, der nicht kühlt“ besungen, in „Nichts geht verloren“ „die Hitze, die die Adern füllt/ Der Schweiß, der uns die Hände lenkt“. Auch „Die Hitze dauert an“ und „Warmer Abend“ kommen zum Einsatz. Erstaunlich, dass Thiessen a) erst bei Ankündigung letztgenannter Nummer eine Parallele zum Hier und Heute anspricht und b) beständig behauptet, der rote Faden, der sich durch die Songs des Abends zieht, sei Sex. Sex, so primitiv der Gedanke daran ist, hier hat ihn keiner im Kopf. Die noch primitivere Fantasie vom Überleben drängt sich weit mehr auf. Nach monatelangem Engagement als Musiker am Berliner Theater Schaubühne hatte die Band laut Thiessen „mal wieder Bock auf einen echten Rockschuppen“. Hoffen wir, dass ihnen das übertriebene Klischee des schwitzigen Rockclubs nicht die Lust auf weitere Gastspiele dieser Art verdorben hat.