Junip


José González setzt FIELDS, das erste Album seiner alten Band Junip, der Geräuschkulisse des Münchner Atomic Cafés entgegen.

Steinsäulen, Altar, Empore, Holztreppe, Bänke und Kirchenfenster – all das findet sich (leider?) nicht im zünftigen Wirtshaus zum atomischen Hirschen, sondern in der St.-Jakob-Kirche in Dachau, in der José Gonález im Sommer 2008 über die Saiten seiner Akustik-Gitarre streichelte. Ein festlich-sakrales Happening war das damals, eine Indie-Andacht mit Kitsch-Zuckerguss in der idealen Szenerie für den perfekten Pärchen-Abend. Es mag an der ungewöhnlichen Location gelegen haben, dass sich das Gebrabbel des Auditoriums während Josés Solo-Gig in Grenzen hielt.

Bei Junip im traditionsreichen Münchner Hipster-Schuppen unweit des Hofbräuhauses dagegen drängen sich wie gewohnt die Menschen, schieben sich aneinander vorbei, um die nächste 0,33-l-Pulle Bier aufzutreiben und ratschen, was die Szene hergab. José González, Organist Tobias Winterkorn, Drummer Elias Araya und ihre beiden Live-Musiker haben es nicht leicht gegen diese Geräuschkulisse anzuspielen. Hinzu kommt der repetitiv-monotone Charakter ihres Space-Prog-Dub-Folks, auf den man sich zu 100 Prozent einlassen muss, soll er nicht an einem vorbeirauschen – Ablenkung: unerwünscht. Die Voraussetzungen für eine nächtliche Meditationseinheit sind also nicht die besten. Ob die Schweden das Beste daraus machen? Nun ja … Gonzalez ist gottlob kein Charismatiker vor dem Herrn. Der 32-Jährige lässt sich seine Emotionen aus den geschlossenen Augen ablesen, fingerpickt sich einen Wolf und fordert dadurch die Aufmerksamkeit ein, die es braucht, um mit den Grooves von Junip mitzuschwingen. Und die Grooves (die während der Songs auch mal Luftsprünge machen und Purzelbäume sowie Haken schlagen könnten, um für ein bisschen Abwechslung mehr zu sorgen) haben es in sich: Behutsam von den Skandinaviern mit mehreren übereinander geschichteten Instrumentenspuren erzeugt, entwickeln die Rhythmen einen Sog, der alles um einen herum verschwinden und nur noch das Taktmaß gelten lässt – zumindest bis einen der nächste Clubgänger zur Seite schiebt, um noch eine lächerliche Maßeinheit Gerstensaft nachzuholen.

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