Konzertbericht

Jungle live in Berlin: „I know it’s a Monday, but shake your asses!“


Mit einem Set ohne Atempause brachte das Duo die Berliner Menge zum Dauer-Grooven. Wir waren dabei.

Es ist ein trister Montag, der sich nicht sonderlich von den anderen tristen Montagen des Berliner Winters unterscheidet. Es ist 18.47 Uhr – was an diesem 06. November bereits der tiefen Nacht gleicht. Der Himmel ist pechschwarz, die Wolken dicht. Nur die Leuchtreklamen des Mercedes-Platzes könnten – mit viel Fantasie und Optimismus – die Helligkeit der Sterne imitieren. Die Anwesenden kämpfen sich durch Nieselregen, kühlen Wind und die Menschenmasse, die sich vor der Verti Music Hall tummelt, wo an diesem Montag Jungle spielen wird.

Der Vorhang fällt

Ausverkauftes Haus – 4.500 Augenpaare starren auf den kirschroten Samt-Vorhang, der die Bühne verhüllt und vor dem bis eben der Support Act LA Priest stand, um mit heiserer Stimme und E-Gitarre seine Indie-Tracks zu performen. Hin und wieder bewegt sich der Stoff zwei Zentimeter nach vorne und spielt mit der Spannung der Crowd. Dann ist es soweit – das Licht der Halle erstickt. Auf das Rot des Vorhangs, das angesichts der Dunkelheit nicht mehr als solches zu erkennen ist, prangen nun drei ineinander verschlungene Buchstaben – ein J, F und C. Die Buchstaben, die für den „Jungle Fan Club“ stehen. Ein tiefes Donnern poltert, die schnelle Melodie rasselt. Dann fällt der schwere Vorhang. Grelles, weißes Licht blendet die Gesichter der Zuschauer:innen, die mit ihren offen stehenden Mündern auf die Bühne starren.

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Weiße Leuchtbuchstaben, die in Versalien „Jungle“ ergeben, schweben weit über der Stage – darunter die sechs Bandmitglieder, die sich gegen das grelle Licht mit abgedunkelten Sonnenbrillen schützen. Tom McFarland und Josh Lloyd-Watson – die zwei Jungle-Gründer – bilden den Kern der Formation. Um sie herum erschließen sich Bongos, Bass, Keyboard, Schlagzeug und die betörende Melodie einer Querflöte zu einer Einheit. Kaum ist zu erkennen, welchen Song die Klänge der Instrumente ergeben – das energetische Albumintro „Us Against The World“ ihrer aktuellen Platte VOLCANO – da steht schon keiner der Anwesenden mehr still. Und so wird es auch bleiben.

Keine Zeit für Plauderei

Keine Atempause, keine Lücken für Applaus und erst recht kein Stoppen der Musik. Die Songs gehen ineinander über, als wäre die Stille der Feind. So werden die letzten Töne aktueller Hits wie „Candle Flame“ und „I’ve Been In Love“, die ersten Klänge von Tracks wie „Casio“ ihres 2018er Albums FOR EVER sein. Jungle kreiert eine riesige 80s-Disco-Party, die keine Zeit für kurze Plauderei einplant. Das Wichtigste an diesem Abend: Bewegung. „I know it’s a Monday, but shake your asses“, fordert McFarland sein Publikum auf, das schon längst mit ihren groovigsten Dance-Moves abgeht. So tanzen 20-Jährige, die zuletzt „Back On 74“ auf TikTok entdeckten, neben Ü50-Vätern, die ihre Disco-Ära wieder aufleben lassen. Und auch das Londoner Musikproduzenten-Duo lässt die Hüften kreisen.

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80s-Disco-Vibes

Der Mood der Zuschauer:innen passt sich an das hypnotisierende Lichterspiel im Hintergrund an. Nervös flackern die weißen Strahlen zu „What D’You Know About Me?“ und schönstes Sonnenaufgangslicht heizt den Song „The Heat“ noch weiter auf. Als eine überdimensional große Discokugel auf dem Bildschirm erscheint, die mit den Glitzer- und Pailletten-Oberteilen in der ersten Reihe wetteifert, ist die volle Party ausgebrochen. Die Sängerin – Lydia Kitto – die zuvor noch Flöte und Keyboard spielte, steht nun zwischen McFarland und Lloyd-Watson und summt in ihrer souligen Stimme warme Töne ins Mikrofon. Dabei bewegt sie sich so nonchalant zu der Musik, als hätte ihr Körper keine andere Wahl als zu grooven was das Zeug hält. Währenddessen haben sich riesige weiße Bälle in der Menge verirrt und hüpfen wie kleine Flummis auf und ab.

„I could dance around for a little bit“ heißt zu Beginn ihres finalen Songs „Holding On“. Der Beat schaukelt sich dabei immer weiter hoch, wird schneller und intensiver – bis er schließlich gänzlich verstummt. Der Applaus füllt die Halle in Gänze – fast erschreckend laut ohne die pausenlose Soundwand – und beschwört eine Zugabe herauf. Die Band betritt erneut die Bühne und legt los, als wären sie nie weg gewesen.

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Nachdem Jungle mit „Keep Moving“ die Menge erneut zum Beben aufrappelt, schließen sie das Set endgültig mit der epischen Melodie von „Busy Earnin‘“. Immer wieder scheint die Musik zu verklingen, um dann stärker wieder aufzuleben. Als schließlich alle Saiten und Tasten der Instrumente zum Stillstand gebracht wurden, versammelt sich die Gruppe in der Mitte der Bühne. Zu sechst verbeugen sie sich – strahlend, winkend, kaum von der Bühne wollend. Ein Wochenanfang, der letztendlich doch schillernder als alle vergangenen und vermutlich noch kommenden Montage gewesen ist.

Hört hier in Jungles VOLCANO rein:

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