Joshua Redman: Volles Rohr ins Herz des Jazz
Da kann man als junger Jazz-Saxophonist noch so bescheiden sein — wenn dich ein Pat Metheney den „besten Musiker“ nennt, „der in den letzten 20 Jahren aufgetaucht ist“, dann drehen die Medien durch. Dann entdecken Zeitgeistblätter einen „Superstar“, der als „innovativ“ gerühmt wird, wenn er erfrischend unbefangen an die Spielweisen der Giganten seit Coltrane anknüpft. Joshua Redman kommentiert nüchtern: „Ich war im richtigen Moment am richtigen Ort, als nach einem neuen jungen Tenorsaxer gesucht wurde. “ Dabei hat sich der uneheliche Sohn des Free-Jazz-Mitbegründers Dewey Redman erst vor wenigen Jahren entschlossen, Musiker zu werden. Von Spät-Zünder kann trotzdem keine Rede sein. Ohne die üblichen Übe-Marathons oder langen Jahren in kleinen Clubs geriet er an einen Vertrag für so eine Art „Fathers & Song“-Project: Eine Hälfte seines Debüts wollte er mit „voung lions“
bestreiten, die andere mit alten Hasen. Es wurden gleich zwei 93er-Veröffentlichungen daraus: Im März erschien die CD „Joshua Redman“ mit traditionsbewußten Kompositionen, gespielt von einem jungen Quartett; nun folgt „Wish“ (WEA), die Altherren-Runde mit Metheney. Charlie Haden und Billie Higgins. Gut getimt: „Ich bin froh, daß man mich zunächst als Joshua Redman zur Kenntnis genommen hat und nicht quasi als neuen Sideman von Pat Metheney. “ „Wish“ ist eine unspektakuläre Jazz-Perle, von innigen Balladen bis zum rasanten „The Deserving Many“ — ein inspiriert zwischen Bop- und Blues-Basis pendelndes Beispiel für den derzeit so beliebten modernen Mainstream inklusive zweier Live-Tracks aus dem „Village Vanguard“. Prince-Fan Joshua hat noch viel vor:
„Ich werde bei einem Rapjazz-Projekt mitmachen. Auf die Dauer will ich nicht nur mit akustischem Quartett auftreten.“ Wie ein 24jähriges Wunderkind steht Joshua ganz am Anfang, überrascht von einem Erfolg, der ihm beim wirklich-aufregend-werden jedoch ziemlich im Weg stehen könnte.