Josh Ritter: Alt.-Country-Sänger schreibt Songs für nächtliche Radioshows


Die MUSik: „Seit Bob Dylan wird jeder, der einen Song mit einer Gitarre singt, mit ihm verglichen – so ist das nunmal“, sagt Josh Ritter schulterzuckend. Er beklagt sich nicht, denn der Vergleich ist schmeichelhaft, obwohl er auch in diesem Fall lediglich insofern zulässig ist, dass es sich um einen Mann handelt, der eben Songs mit einer Gitarre singt. Ebenso wichtige Inspirationsquellen für Josh Ritters melancholischen Folk und die staubigen Alt.Country-Balladen waren Whiskeytown, Nick Drake. Leonard Cohen, Woody Guthrie und vor allem Townes Van Zandt, von dem der junge Amerikaner die Kunst des Storytellings gelernt zu haben scheint. Fast alle der zwölf Songs auf golden ase of radio entstanden auf der endlosen Tournee, die Ritter seit einigen Jahren durch die rauchigen Kneipen Amerikas (und hin und wieder auch Irlands, siehe rechts) führt. „Ich bin mal nachts durch Wisconsin gefahren und hab im Radio über Mittelwelle erst Patsy Cline und dann den alten Willie-Nelson-Song Time Of The Preacher‘ gehört. Das hat mich auf den Albumtitel gebracht. Da ist ein bisschen Nostalgie dabei: Ich wollte eine Platte machen, deren Songs in einer nächtlichen Radio-Show bestehen könnten. „

Die Künstler: Ritter, geboren in den späten 70er Jahren in Idaho, kaufte als Teenager seine erste Gitarre in einem Einkaufszentrum.

„Ich habe lange Zeit klassische Violine gelernt, aber die Geige hat mich nie so berührt wie ein Song“, erinnert er sich. „Meine Eltern hatten ein paar Platten und eine davon war nashville Skyline von Bob Dylan. Als ich „Girl Of The North Country ¿“ von Dylan und Johnny Cash hörte, war mir klar, dass Musik ein Teil meines Lebens werden würde. „Im Alter von 18 Jahren begann er, erste eigene Songs zu schreiben, die er schließlich mit einem Budget von 1000 Dollar – in Teilen im Keller eines Freundes – für sein Debüt aufnahm. Während das famose Independent-Label Setanta Records (siehe ME-CD 74] erst jetzt in England und Deutschland sein Debüt veröffentlicht, hat er sich in anderen Teilen der Welt bereits einen Namen gemacht: Die New York Times priesen ihn in einem Artikel als Speerspitze der Bewegung der „Nächsten Generation der Romantiker der Straße“ und sein neuestes Werk hello starling erreichte in Irland, wo man Ritter liebt wie einen verlorenen Sohn, einen beachtlichen Platz 2 der Album-Charts.