Joni Mitchell: New York, The Theater At Madison Square Garden


Niemand singt Joni Mitchell-Songs besser als Joni Mitchell. Hätte sich die Sängerin an diese Binsenweisheit gehalten, es hätte ein wunderschöner Abend werden können. Mit 42-köpfigen Streichorchester präsentierte Mitchell ihre Klassiker „A Case Of You“ und „Both Sides Now“, was die 5600 New Yorker mit stehenden Ovation dankten. Doch dann zog es die in Los Angeles lebende Kanadierin vor, ihr aktuelles Album „Both Sides Now“ mit Swing-Oldies herunterzuspulen noch dazu in der komplett übernommenen Reihenfolge. Dabei wollte die 56-jährigen Sängerin, wie sie dem Publikum nach dem Opener“You’re My Thrill“ verkündete, einen musikalischen Bogen spannen vom Achterbahnkurs einer modernen Romanze, vom ersten Verliebtsein („Comes Love“), den heraufziehenden Wolken über einer Beziehung („You’ve Changed“) bis hin zum traurigen Ende („I Wish I Were In Love Again“). Ein mit dem Holzhammer zusammengeklopftes Konzept. Sei’s drum. Was auf der aktuellen Scheibe von der ausgewogenen Symbiose zwischen Mitchells Vocals und einem bisweilen 72-Kopf starken Streichorchester lebt, reduzierte sich live zu aufgeblasenem Pomp. Die einst wie eine Feder durch die Luft schwebende Stimme der kettenrauchenden Folksängerin ist mittlerweile zu einem rauchigen Kratzen verkommen und schlich sich, bei einigen Songs von Herbie Hancock am Piano oder Trompeter Mark Isham im gedämpften Miles Davis-Stil begleitet, primär im Midtempo durch die Songs. Das reduzierte das Publikumsinteresse drastisch, man döste vor sich hin und wachte erst zur Zugabe wieder auf. Dann nämlich versöhnte Mitchell ihre Fans mit einer Kollektion eigener Songs. „Be Cool“ vibirierte voll verträumter Keckheit, ihre verspielte Beethoven-Metapher Judgement Of The Moon And Stars (Ludwig’s Tune)“, die sie mit den Worten „das ist mein Britney Spears-Popsong des Abends“ ankündigte, war ein Genuss. Eine einfallsreich umgearbeitete Version von „Hejira“ brillierte mit verhaltenen Emotionen und geriet ebenso eindringlich wie“For The Roses“, der letzte Song des Abends. Ein Konzert wie der Achterbahnkurs einer modernen Romanze. Glücklicherweise doch noch mit einem Happy End.