John Kay


Nach 2O Jahren Rock *n‘ Roll bringt selbst einen Steppenwolf nichts mehr aus der Ruhe – der kühle Profi hatte ein offenes Ohr für sämtliche Absurditäten der Gegenwart. Und vor dem fanden die Wildecker Herzbuben genauso ihre Gnade wie die Gesinnungsgenossen von Black Sabbath.

Danzig: „Long Way Back From Hell“

„Der Sänger hat in seiner Jugend ganz offensichtlich viel Jim Morrison gehört. Klingt eigentlich ganz nett, die Gitarre ist schön fett und deftig. Aber aus den Schuhen schlägt mich das Resultat auch wieder nicht, dafür reitet der Song zuviel auf uralten Klischees herum.“

Soul II Soul: „People“

„Hat einen ganz netten Groove, aber plätschert letztlich doch etwas zu langweilig dahin. Hier fehlt mir das gewisse Etwas, das mich aufhorchen läßt. Es reicht eben nicht, von allem ein bißchen zusammenzumischen: Geigen, Klavier. Kongas – und dann einen banalen Beat drunterzulegen. Da steckt keine zündende Idee dahinter. Wer war das? Soul II Soul? Schade, das erste Album von ihnen mochte ich wirklich gerne, das war frisch, kreativ und phantasievoll.“

Paula Abdul: „Knocked Out“

„Paula Abdul, oder? Das ist sicher nicht mein Lieblingsstück von ihr, aber im Prinzip mag ich sie recht gern. Ihre Platten sind gut produziert, aber was bei ihr natürlich vor allem zieht, sind ihre Videos. Natürlich ist sie irgendwo ein Produkt, aber ich finde, es kommt immer noch genug von ihrer eigenen Persönlichkeit durch. Sie hat offensichtlich Spaß bei dem, was sie macht – und das, finde ich, spürt man auch.“

Ian Gillan: „No Good Luck“

„Ich höre immer gerne auf den Text, ich kann es nämlich überhaupt nicht ausstehen, wenn Texte banal sind. Bei diesem Song sind ein paar interessante Zitate dabei, das ist schon mal ein großer Pluspunkt. Die Gitarre ist auch gut, gefällt mir. Das war Ian Gillan – höchstpersönlich? Hier singt er ja richtig, nicht so wie bei Deep Purple, wo er immer mit der Stimme in irgendwelchen Sphären schwebte.“

Wildecker Herzbuben: „Hallo Frau Nachbarin“

„Das ist ja hochinteressant. Am Anfang hört es sich fast so an, als ob sie sogar Synthesizer verwendet hätten, das nennt man dann wohl High-Tech-Polka. Solche Musik kenne ich noch zu gut aus meiner Kindheit in Deutschland, und ich muß immer lächeln, wenn ich sowas höre. Völlig daneben finde ich es nicht mal; in kleinen Dosen genossen macht mir sowas Spaß. Aber danach reicht es wieder für die nächsten drei Monate.“

2 Live Crew: „Banned In The USA“

„Davon habe ich natürlich gehört, den Track selber allerdings noch nicht. Mich persönlich läßt das völlig kalt, aber natürlich müssen sie trotzdem das Recht haben, sich so auszudrücken, wie sie wollen. Ich meine, daß es weit interessantere Leute in der Rap-Szene gibt als 2 Live Crew. Mir sind ihre Aussagen zu negativ. Außerdem ist die Nummer nichts anderes als Eigenwerbung für die Band; das ist in meinen Augen üble Geldmacherei. Aber so etwas zu zensieren ist natürlich Quatsch.“

Larry Mc Cray: „Me And My Baby“

„Das klingt wie Memphis vor 20 Jahren. Schön, sowas mal wieder zu hören, auch wenn das Stück hier ein wenig simpel ist, nicht besonders spannend. Du kannst in den Staaten in Dutzende von Nightclubs gehen und Sänger hören, die dort für einen Hungerlohn auftreten und vielleicht sogar besser sind als er. Nichts besonderes.“

Propaganda: „Only One Word“

„Die Atmosphäre des Stücks und die Stimme der Sängerin sind wunderschön, nur der Refrain hat mich wirklich enttäuscht. Exzellenter Anfang, aber der Refrain kann die Spannung überhaupt nicht halten. Schade.“

Black Sabbath: „Heaven In Black“

„Der Drummer hat s in sich. Das ist halt das klassische Rock-Heavy Metal-Ding, glücklicherweise jault der Sänger nicht in schwindelerregenden Höhen herum. Gefällt mir sehr gut, klingt alles so, als hätten sie in etwa denselben musikalischen Hintergrund wie ich. Black Sabbath? Alles klar.“

Janet Jackson: „Black Cat“

„Gefallt mir. Es dauert nur ein wenig lang, bis der Gesang einsetzt, ansonsten war das Intro eigentlich sehr unterhaltsam mit all den Geräuschen. Janet Jackson? Privat höre ich mir sowas nicht an, aber man bekommt ja genug mit – dank MTV in all den Hotelzimmern und Fitness-Studios dieser Welt.“