Joe Jackson
In der Stadthalle herrschten an diesem späten Aprilabend Sauna-Temperaturen. Doch diese beinah tropische Atmosphäre konnte man bestenfalls auf den Wärmestau in der Halle zurückführen. Denn weder Publikum noch Künstler konnten sich so füreinander erwärmen, daß es auf diesem Wege hätte schweißtreibend werden können.
Und auch die neueste Variante im kompositorischen Schaffen von Jackson ist im Gegensatz zur NIGHT AND DAY-Phase weniger dazu prädestiniert, automatisch das Tanzbein zu aktivieren. Will sagen: mit seinem BODY AND SOUL-Programm, das er (abgesehen von den beiden Sängerinnen) in LP-Besetzung auf die Bühne brachte, ist der Brite wieder weit mehr sophisticated und dem Jazz(igen) näher als mit seinen lateinamerikanischen Percussion-Orgien der letzten Tournee.
Jacksons Kompositionen und Arrangements verlangen nach Zuhörern. Und da ist der Sänger/Pianist/ Saxophonist eigen: Mehrmals am Abend raunzte er (wie in besten LOOK SHARPI-Zeiten) sein Publikum an, doch mit dem Beifall und dem Jubel zu warten, bis der letze Ton verklungen sei. Das als Arroganz auszulegen, hieße Jackson mißinterpretieren. Enthusiasmus und Jubel um des Jubels willen kann er einfach nicht ab. Und mal ehrlich: Wer hat sich noch nicht über das Rockpalast-Syndrom, dieses „Let’s Party 1 ‚ um jeden Preis, aufgeregt?
Jedenfalls startete das Publikum in Offenbach schon ungeduldig während des instrumentalen Vorspanns („Loisaida“ vom Band) seine Klatsch-Orgien. Wie schön, daß es wenigsten beim Gänsehaut-erregenden „Slow Song“ im Finale andächtig (und ruhig) lauschte.
Inzwischen lagen fast alle Titel von BODY AND SOUL, mit „Breaking Us In Two“, „Steppin‘ Out“ und „Target“ weitere Ausflüge in die NIGHT AND DAY-Ära – und mit „Is She Really Going Out With Hirn“ nur ein Griff in die (eigene) Mottenkiste. Der diesmal mit Fiddle und Akkordeon interpretierte Oldie erreichte allerdings nicht die Intensität der A-Cappella-Version von „82; wie dem ganzen Auftritt diesmal die springlebendige Energie der früheren Gigs fehlte. Jackson ist ruhiger geworden.